Sicherheitskräfte im Sudan gehen mit Tränengas gegen Anti-Putsch-Demonstranten vor
Sudanesische Sicherheitskräfte sind in der Hauptstadt Khartum gewaltsam gegen Teilnehmer einer Kundgebung gegen die Armeeführung vorgegangen. Die Polizei setzte Tränengas ein, "obwohl wir nur auf der Straße standen und Banner hochhielten", sagte einer der Demonstranten der Nachrichtenagentur AFP. Er hatte sich zusammen mit dutzenden anderen Lehrern vor dem Bildungsministerium versammelt, um gegen den Putsch und für eine zivile Regierung zu demonstrieren.
Das Militär hatte vor knapp zwei Wochen die Macht im Sudan übernommen. Soldaten nahmen die zivilen Mitglieder der Übergangsregierung fest. Der Anführer der Putschisten, der General Abdel Fattah al-Burhan, rief den Ausnahmezustand aus und kündigte die Bildung einer neuen Regierung mit "kompetenten Personen" an. Der Putsch wurde international scharf verurteilt.
Proteste gegen die Machtübernahme des Militärs wurden seither mit Gewalt niedergeschlagen. Nach Angaben einer Ärzteorganisation wurden bisher mindestens 14 Menschen getötet und rund 300 Demonstranten verletzt.
In Khartum begannen Demonstranten in der Nacht zum Sonntag damit, Barrikaden auf den Straßen zu errichten. Der Verband SPA hatte für Sonntag zum Start einer Kampagne des "zivilen Ungehorsams" aufgerufen. Der Gewerkschafts-Dachverband war eine treibende Kraft der Protestbewegung, die 2019 zum Sturz des langjährigen Machthabers Omar al-Baschir geführt hatte.
Nach al-Baschirs Entmachtung hatte ein sogenannter Souveräner Rat die Regierungsgeschäfte im Sudan übernommen, in dem sich Militärs und Zivilisten die Macht teilten. Die Übergangsphase sollte eigentlich 2023 mit der Einsetzung einer zivilen Regierung enden. Eine hohe Inflation, wirtschaftliche Probleme und tiefe politische Spaltungen verschärften die Lage jedoch.
(W. Winogradow--BTZ)