Prozess um Mord an "Vater der Revolution" in Burkina Faso begonnen
Fast vier Jahrzehnte nach der Ermordung des früheren Präsidenten und linken Revolutionärs Thomas Sankara in Burkina Faso hat am Montag der Prozess gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen begonnen. Vor Gericht verantworten müssen sich 14 Männer, darunter Ex-Präsident Blaise Compaoré. Der Hauptangeklagte Compaoré erschien jedoch nicht zum Prozessauftakt.
Sankara und zwölf weitere Männer waren im Oktober 1987 im Zuge eines Militärputsches von Kugeln durchsiebt worden, der seinen Freund und Waffenbruder Compaoré an die Macht brachte. Compaoré herrschte anschließend 27 Jahre lang, bevor er 2014 im Zuge eines Volksaufstandes gestürzt wurde und sich in die benachbarte Elfenbeinküste absetzte, wo er bis heute lebt.
Compaorés Anwälte sehen in dem Prozess in Ouagadougou einen "politischen Prozess" mit einer "Ausnahmejustiz".
Thomas Sankara kam 1983 im Alter von 33 Jahren nach einem Coup an die Macht. Er setzte sozialistische Reformen durch und verbot alte Praktiken wie die weibliche Genitalverstümmelung, Polygamie und Zwangsehen. In linken Kreisen Afrikas wurde er zu einer Art Idol und für seine radikale Politik gefeiert.
Unter Compaorés Herrschaft war der Mord an Sankara ein Tabuthema. Erst nach dessen Sturz ließ die damalige Übergangsregierung den Fall untersuchen, ein Jahr später wurde Haftbefehl gegen Compaoré erlassen.
"Dies ist ein Tag der Wahrheit, für mich, meine Familie und alle Bürger dieses Landes", sagte Sankaras Witwe Mariam zum Prozessauftakt. Der Prozess wurde nach mehrstündiger Verhandlung auf Antrag der Verteidigung auf kommende Woche vertagt, da Anwälte der Verteidigung mehr Zeit zum Aktenstudium beantragten.
(D. Meier--BTZ)