
Philippinen sehen in Nobelpreis für Journalistin Beleg für intakte Pressefreiheit

Die philippinische Regierung hat die Auszeichnung der Journalistin Maria Ressa mit dem Friedensnobelpreis als Zeichen für die angeblich intakte Pressefreiheit in dem südostasiatischen Land bezeichnet. Ein Sprecher von Präsident Rodrigo Duterte sagte am Montag auf einer Pressekonferenz: "Die Pressefreiheit ist lebendig, und der Nobelpreis für Maria Ressa ist der Beweis." Duterte diffamierte die von Ressa mitgegründete Nachrichten-Website "Rappler" in der Vergangenheit als "Fake-News-Medium".
Duterte-Sprecher Harry Roque sagte, der Nobelpreis für Ressa sei ein "Sieg" für eine Philippinerin. "Wir sind sehr glücklich darüber." Den Vorwurf, dass die Regierung Abschreckungsmaßnahmen für Medienschaffende eingeführt habe, wies Roque zurück. Wer dies behaupte, "sollte kein Journalist sein", fügte er hinzu. Auch die Wertung des Nobelpreises für Ressa als "Klatsche" für die Regierung der Philippinen wies Roque zurück. "Niemand auf den Philippinen ist je zensiert worden", sagte er.
Philippinische Journalistenverbände und Menschenrechtsorganisationen hatten die Auszeichnung für Ressa zuvor als "Triumph" bezeichnet. Die Philippinen gelten als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen nimmt das Land Platz 138 von 180 ein.
Auch Ressa ist immer wieder Ziel von Anfeindungen. Zudem gehen die philippinischen Behörden auch gerichtlich gegen die 58-Jährige vor. Die ehemalige CNN-Korrespondentin ist derzeit nur gegen Kaution auf freiem Fuß. Ihr drohen wegen Verleumdung bis zu sechs Jahre Gefängnis.
Roque bezeichnete Ressa auf der Pressekonferenz als "verurteilte Verbrecherin". Sie müsse zunächst vor der Justiz "ihren Ruf wiederherstellen". Ihr Schicksal hänge von den Gerichten ab, betonte er.
Ressa, die auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, teilt sich den diesjährigen Friedensnobelpreis mit dem russischen Journalisten Dmitri Muratow. Das norwegische Nobelkomitee begründete die Auszeichnung für Ressa und Muratow mit deren Verdiensten um die Meinungsfreiheit.
(B. Semjonow--BTZ)