Deutsche Hilfsorganisation hilft Binnenvertriebenen in Afghanistan bei Rückkehr
Eine deutsche Hilfsorganisation hat tausende Binnenvertriebene in Afghanistan bei der Rückkehr in ihre Heimat unterstützt. Der Afghanische Frauenverein (AFV) charterte am Donnerstag nach eigenen Angaben dutzende Busse, um mehr als 1000 Familien aus dem Schahr-e-Nau-Park im Zentrum von Kabul zurück in die Provinz Kundus im Norden des Landes zu bringen. Die Menschen waren vor dem Vormarsch der Taliban in die Hauptstadt geflohen.
In dem Kabuler Park hatten seit dem Beginn des Eroberungszugs der Taliban vor einigen Monaten tausende Flüchtlinge unter katastrophalen Bedingungen gelebt. Nach dem Ende der Kämpfe und der Machtübernahme der Taliban in Kabul wollen viele nun in ihre Heimatregionen zurückkehren.
Wie AFV-Vertreterin Rafiullah Saha der Nachrichtenagentur AFP sagte, sollen die Familien umgerechnet etwa 100 Euro in bar erhalten, um sich Lebensmittel kaufen zu können. Zudem will die Hilfsorganisation Grundnahrungsmittel wie Mehl, Öl, Reis und Bohnen verteilen.
"Wir mussten wegen des Krieges umziehen", sagte der 39-jährige Hadi, bevor er einen der Busse bestieg. Sein Haus in der Provinz Kundus sei "sehr beschädigt" worden. Jetzt müsse er aber dorthin zurückkehren. "Wir haben keine andere Wahl", sagte der Familienvater. Die Sicherheitslage in Kundus habe sich "ein wenig verbessert". Er befürchte allerdings, nach der Rückkehr nicht mehr wie vor der Flucht ein bis zwei Euro am Tag verdienen zu können.
Die afghanische Wirtschaft liegt am Boden. Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren und ein Drittel der Bevölkerung ist nach Angaben der Vereinten Nationen vom Hunger bedroht. Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) sind dieses Jahr mehr als 634.800 Afghanen geflohen. Sie kamen zu den schätzungsweise 2,9 Millionen Afghanen hinzu, die bis Ende 2020 bereits ihre Heimat verlassen hatten.
Der AFV wurde laut seiner Homepage 1992 von in Deutschland lebende Afghaninnen gegründet, um von hier aus den Menschen ihres Landes zu helfen. Der Verein finanziert sich hauptsächlich aus Spenden, die nach eigenen Angaben vor allem für Bildungs-, Brunnenbau- und Nothilfeprojekte verwendet werden.
(F. Dumont--BTZ)