
USA lassen Corona-Impfstoff für Auffrischungen bei Älteren zu

Die USA haben einen ersten Corona-Impfstoff für Auffrischungen bei Älteren zugelassen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA genehmigte den Impfstoff von Biontech/Pfizer am Mittwoch für Personen über 65 Jahre, Erwachsene mit hohem Risiko für eine schwere Erkrankung sowie für Personen in Berufen mit hohem Ansteckungsrisiko. Diese können sich sechs Monate nach der zweiten Impfung nun eine dritte Dosis spritzen lassen.
Zu den Beschäftigten mit hohem Infektionsrisiko zählte die FDA unter anderem "Beschäftigte im Gesundheitswesen, Lehrer und Kindertagesstättenpersonal, Beschäftigte in Lebensmittelgeschäften und in Obdachlosenheimen oder Gefängnissen".
Die Entscheidung war erwartet worden, nachdem ein Expertengremium der FDA sich vergangenen Freitag dafür ausgesprochen hatte. Eine grundsätzliche Auffrischungsimpfung für alle ab einem Alter von 16 Jahren lehnten die Mitglieder der unabhängigen Impfkommission entgegen den Plänen der US-Regierung jedoch ab. Sie verwiesen unter anderem auf mögliche Nebenwirkungen bei jüngeren Menschen.
Die Entscheidung der FDA sei ein "wichtiger Schritt im laufenden Kampf gegen die Krankheit", erklärte Pfizer-Chef Albert Bourla. Sein Unternehmen hatte jedoch die Zulassung einer Auffrischungsdosis bereits für Menschen im Alter von 16 Jahren beantragt.
Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hatte bereits zugesichert, dass ab der Woche des 20. September eine groß angelegte Auffrischungsaktion für die Impfstoffe von Pfizer und Moderna für alle US-Bürger starten würde, deren zweite Impfung acht Monate zurückliegt. Die zuständige Behörde FDA war somit in der Zwickmühle, ob sie der Regierung oder der Expertenempfehlung folgen sollte.
Wann die Empfänger der Impfstoffe Moderna und Johnson&Johnson für eine Auffrischung dran kommen, ist derzeit noch unklar. Moderna hatte der FDA Anfang September erste Daten vorgelegt, die die Wirksamkeit einer Auffrischung belegen sollen. Am Dienstag hatte auch Johnson&Johnson entsprechende Daten geliefert. Diese müssen noch von der Behörde analysiert werden.
US-Experten sind sich in der Frage der Sinnhaftigkeit von Booster-Impfungen nicht einig. Befürworter argumentieren, eine zusätzliche Impfdosis erhöhe den Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus. Dies gelte insbesondere in Anbetracht der Ausbreitung der Delta-Variante und einer über die Zeit nachlassenden Schutzwirkung der Vakzine.
Gegner einer Auffrischungsimpfung erklären dagegen, zwei Impfdosen der Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna würden bereits ausreichenden Schutz bieten. Sie argumentieren zudem, der Schwerpunkt müsse darauf liegen, nicht geimpfte Menschen zu impfen - in den USA, aber auch in Entwicklungsländern, wo ein Mangel an Impfstoffen herrscht.
Einige immungeschwächte Personen konnten in den USA bereits seit Anfang August eine dritte Dosis der Impfstoffe von Pfizer oder Moderna erhalten. Andere Länder, wie Frankreich und Spanien, haben bereits Auffrischungskampagnen für einen Teil ihrer Bevölkerung gestartet. In Israel ist die Regierung noch weiter gegangen: Alle Menschen über 12 Jahre können dort eine dritte Dosis des Pfizer-Impfstoffs erhalten.
Diese Maßnahme wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehrfach kritisiert, da in vielen armen Ländern die Menschen noch auf eine erste Impfung warten. Nach Ansicht der WHO wäre es sowohl ethisch als auch aus Sicht der öffentlichen Gesundheit pragmatischer, zunächst so viele Menschen wie möglich zu impfen - unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit.
US-Präsident Biden hatte erst am Mittwoch die Spende von 500 Millionen weiteren Impfdosen an ärmere Länder zugesagt. Biontech und Pfizer wollen die Impfdosen zu Vorzugspreisen liefern. Insgesamt wollen die USA mehr als eine Milliarde Impfdosen spenden.
(O. Petrow--BTZ)