Einreisen aus Indien wegen Coronavirus-Mutation gestoppt
Angesichts der dramatischen Corona-Infektionslage in Indien hat die Bundesregierung die Reißleine gezogen: Einreisen aus dem Land nach Deutschland wurden wegen der Virus-Mutation und der rasant steigenden Corona-Zahlen weitgehend gestoppt. "Um unsere Impfkampagne nicht zu gefährden, muss der Reiseverkehr mit Indien deutlich eingeschränkt werden", schrieb Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Samstag im Onlinedienst Twitter. Daher werde die Regierung Indien kurzfristig zum Virusvariantengebiet erklären. Neu Delhi meldete am Samstag mehr als 340.000 Neuinfektionen binnen eines Tages.
Ab Sonntagnacht dürfen Spahn zufolge nur noch Deutsche aus Indien einreisen. Für sie gilt eine Testpflicht vor dem Abflug sowie eine 14-tägige Quarantäne nach der Ankunft in Deutschland. Die Regelung soll ab Montagfrüh 00.00 Uhr in Kraft treten. "Die neu entdeckte Virus-Mutation in Indien besorgt uns sehr", erklärte Spahn. Zuerst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe über den weitgehenden Einreisestopp aus Indien berichtet.
Neu Delhi meldete am Samstag 2624 Todesfälle binnen 24 Stunden, was nach Behördenangaben ein neuer Höchststand ist. Zudem schnellte die Zahle der Neuinfektionen auf über 340.000. Die Zentralregierung ist bemüht, die völlig überlasteten Krankenhäuser mit zusätzlichem Sauerstoff zur künstlichen Beatmung von Covid-19-Patienten zu versorgen. Insgesamt liegt die Zahl der Infizierten seit Pandemiebeginn nun bei 16,5 Millionen. Damit liegt Indien weltweit auf Platz zwei hinter den USA.
Für den zuletzt massiven Anstieg der Infektionszahlen in Indien werden eine doppelte Mutation des Coronavirus sowie religiöse, politische und sportliche Massenveranstaltungen verantwortlich gemacht. In der Hoffnung, in der Corona-Krise sei das Schlimmste vorbei, hatten die indischen Behörden Anfang des Jahres die meisten Auflagen gelockert und Veranstaltungen von riesigen Hochzeitsfeiern über Cricketspiele bis zu religiösen Zeremonien wieder erlaubt.
Der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, erklärte am Freitag, das RKI beobachte die Entwicklung der möglicherweise besonders gefährlichen indischen Virusvariante B.1.617. Nach seinen Worten wurde diese bislang 21-mal in Deutschland nachgewiesen. Die Annahme, es gebe bei dieser Doppelmutante einen "sich gegenseitig verstärkenden Effekt", sei bisher nicht nachgewiesen.
Das Auswärtige Amt hatte bereits am Dienstag Deutsche in Indien, die nicht gegen Corona geimpft sind, aufgefordert, sie sollten "eine temporäre Rückkehr nach Deutschland bis zur Stabilisierung der medizinischen Versorgungslage" in dem Land erwägen. Auch Kuwait setzte am Samstag alle Flüge aus Indien aus, die Vereinigten Arabischen Emirate hatten bereits am Donnerstag angekündigt, einen Aus- und Einreisestopp zu verhängen. Auch Kanada hat Flüge aus Indien und Pakistan bereits verboten.
(O. Petrow--BTZ)