
Südkorea ordnet wegen neuer Corona-Ausbrüche Schließung von Risiko-Orten an

Nach mehreren neuen Corona-Ausbrüchen sind in Südkorea die Schließung von Risiko-Orten wie Nachtclubs angeordnet und größere Menschenansammlungen im Großraum Seoul verboten worden. Ab Mittwoch müssten Hoch-Risiko-Betriebe in zwölf Kategorien, darunter Nachtclubs, Karaoke-Bars und Büfett-Restaurants, ihren Betrieb schließen, teilte Ministerpräsident Chung Sye Kyun am Dienstag mit.
Die Maßnahmen gelten für die Hauptstadt Seoul, die Hafenstadt Incheon und die benachbarte Provinz Gyeonggi. Damit ist rund die Hälfte von Südkoreas Bevölkerung betroffen.
Auch alle öffentliche Einrichtungen wie Museen müssten schließen, führte der Regierungschef aus. In geschlossenen Räumen dürften nur noch bis zu 50 Menschen zusammenkommen, unter freiem Himmel liege die Obergrenze bei 100 Menschen.
Wenn durch diese Einschränkungen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus nicht eingedämmt werde, hätte dies "große Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und die Existenzgrundlage der Menschen", warnte Chung. Der Vize-Chef von Südkoreas Seuchenbekämpfungsstelle, Kwon Jun Wook, erklärte: "Wenn die Ausbreitung nicht diese Woche eingedämmt werden kann, muss der Alltag im ganzen Land zum Erliegen gebracht werden."
Südkorea hatte die erste Corona-Welle rasch unter Kontrolle bekommen und wurde mit seiner Strategie "nachverfolgen, testen, behandeln" zum weltweiten Vorbild. Mittlerweile gibt es aber eine Reihe neuer Infektionsherde im Land, seit fünf Tagen liegt die Zahl der täglichen Neuinfektionen im dreistelligen Bereich.
Der größte Ausbruch ist auf die protestantische Sarang-Jeil-Kirche in Seoul zurückzuführen, deren Mitglieder allerdings im ganzen Land verteilt leben. 457 Infektionsfälle wurden am Dienstag mit der Kirche in Verbindung gebracht.
Ihr konservativer Pastor Jun Kwang Hun ist ein ausgesprochener Kritiker der südkoreanischen Mitte-links-Regierung. Diese wirft Jun vor, die Eindämmung des Corona-Ausbruchs durch "fehlerhafte" Mitgliederlisten zu behindern. Die Sarang-Jeil-Kirche wirft wiederum der Regierung vor, unter dem Deckmantel des Kampfes gegen die Corona-Pandemie Jun inhaftieren und mundtot machen zu wollen.
(O. Petrow--BTZ)