Russischem Starregisseur Serebrennikow drohen bis zu sechs Jahre Haft
Im Prozess gegen den russischen Starregisseur Kirill Serebrennikow hat die Staatsanwaltschaft sechs Jahre Gefängnis gefordert. Außerdem solle der Angeklagte eine Geldstrafe von 800.000 Rubel (mehr als 10.000 Euro) bezahlen, forderte die Staatsanwaltschaft am Montag vor einem Moskauer Gericht. Dem Kreml-Kritiker Serebrennikow wird vorgeworfen, öffentliche Gelder unterschlagen zu haben. Das Verfahren hatte in Russland und international für Kritik gesorgt.
Der 50-Jährige soll zusammen mit Kollegen eine kriminelle Vereinigung gebildet und umgerechnet mehr als 1,7 Millionen Euro an staatlichen Geldern unterschlagen haben, die für ein Theaterprojekt gedacht waren, wie es in der Anklageschrift heißt. Serebrennikow wies die Vorwürfe zurück. Das Geld sei korrekt verwendet worden. Die Anklage sei "absurd".
Serebrennikow war im August 2017 festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden. Erst im April 2019 durfte der Regisseur seine Moskauer Wohnung wieder unbeschränkt verlassen, ihm wurde allerdings ein Ausreise-Verbot auferlegt. Gegen drei Mitangeklagte Serebrennikows forderte die Staatsanwaltschaft zwei Mal vier Jahre sowie ein Mal fünf Jahre Gefängnis.
Das Vorgehen der Justiz gegen den bekannten Regisseur wurde als politisch motiviert kritisiert und löste heftige Proteste russischer und internationaler Künstler aus, darunter aus Deutschland der Regisseur Volker Schlöndorff und die Schauspielerin Nina Hoss.
2012 hatte Serebrennikow die Leitung des kleinen, staatlich geförderten Gogol-Zentrums in Moskau übernommen und es zu einem der angesagtesten Theater der Stadt gemacht. Obszöne Sprache und Nacktheit auf der Bühne sowie die moderne Umsetzung alter Klassiker brachten ihm jedoch auch Ärger konservativer Kreise ein.
(A. Williams--BTZ)