Bewegungsfreiheit der Pekinger wegen Corona-Ausbruchs massiv eingeschränkt
Nach dem erneuten Corona-Ausbruch in Peking schränken die chinesischen Behörden die Bewegungsfreiheit der Hauptstadtbewohner massiv ein. Die Pekinger müssten auf nicht notwendige Reisen verzichten, teilte die Stadtverwaltung am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit. Bewohner von Risikogebieten dürfen die 21-Millionen-Einwohner-Stadt auf keinen Fall verlassen. Schulen und Hochschulen der Stadt wurden vorläufig geschlossen. Auch die Schließung anderer Einrichtungen sowie Massentests sollen bei der Eindämmung des Virus helfen.
"Die epidemische Situation in der Hauptstadt ist extrem ernst", sagte der Sprecher der Stadtverwaltung, Xu Hejian, bei einer Pressekonferenz. Auf nicht notwendige Reisen müssten die Hauptstädter daher verzichten. Jeder, der Peking verlassen wolle, müsse einen maximal sieben Tage alten negativen Corona-Test vorweisen.
Bewohnern von Gegenden in Peking mit "mittlerem oder hohem" Corona-Risiko wurde ein Verlassen der Stadt ausdrücklich untersagt. Menschen, die nicht in diesen Vierteln wohnten, dürften nicht dorthin, sagte ein Vertreter der Stadtverwaltung bei einer Pressekonferenz. Die Gegenden mit hohem Infektionsrisiko seien ohnehin komplett abgeriegelt.
Das neuartige Coronavirus war Ende vergangeen Jahres in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan erstmals bei Menschen festgestellt worden. In den folgenden Monaten hatte die Volksrepublik den Ausbruch durch Massentests und Ausgangsverbote weitgehend unter Kontrolle gebracht. Doch nach den neuen Fällen in Peking befürchten die chinesischen Behörden eine zweite Welle. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte sich am Montag angesichts der Bevölkerungsdichte der chinesischen Hauptstadt und ihrem hohen Vernetzungsgrad besorgt.
Nach zwei Monaten ohne neue Ansteckungen waren erneute Corona-Fälle in Peking vergangene Woche gemeldet worden. Als Ausgangspunkt wird der Xinfadi-Markt vermutet, der nach Behördenangaben seit dem 30. Mai von rund 200.000 Menschen besucht wurde. Der Chef-Epidemiologe von Chinas Seuchenkontrollbehörde, Wu Zunyou, sagte dem Staatssender CCTV, der in Peking festgestellte Virenstamm stamme aber "höchstwahrscheinlich" aus dem Ausland oder anderen Teilen Chinas.
Am Dienstag registrierten die Behörden allein in der Hauptstadt 27 neue Infektionsfälle binnen 24 Stunden. Vier weitere Fälle wurden aus der angrenzenden Provinz Hebei gemeldet; ein Fall in der südwestlichen Provinz Sichuan geht demnach ebenfalls auf den Ausbruch in Peking zurück. In Peking wurden in den vergangenen fünf Tagen insgesamt 106 Ansteckungen registriert.
Die Behörden ergriffen bereits umfangreiche Gegenmaßnahmen. Sie schlossen in Peking drei Großmärkte und elf kleinere Märkte und desinfizierten 276 Agrarmärkte und 33.000 Nahrungs- und Getränkeläden. Tausende Bewohner von inzwischen rund 30 Wohnblöcken in der Nähe der drei Märkte dürfen nicht mehr auf die Straße.
Veranstaltungsorte und Sportstätten der 21-Millionen-Einwohner-Stadt wurden geschlossen, Fahrten mit Taxis und anderen Fahrdiensten verboten. In geschlossenen Räumen mit vielen Menschen besteht Masken-Pflicht.
Am Dienstag wurde zudem die Schließung der Schulen in der Hauptstadt verfügt, der Unterricht soll ab Mittwoch wieder online stattfinden. Auch Studenten dürfen nicht an die Hochschulen der Stadt zurückkehren. Museen, Galerien und Bibliotheken müssen ihren Betrieb einschränken, Arbeitgeber sollen zur Arbeit im Homeoffice ermutigen.
Bei der Eindämmung des Virus sollen außerdem Massentests helfen. Die Testkapazität wurde laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua auf 90.000 pro Tag hochgefahren. Nach Angaben der Stadtverwaltung sollen in jedem Fall alle Betreiber von Märkten, Inhaber von Marktständen sowie Betreiber von Restaurants und staatlichen Kantinen auf das neuartige Coronavirus getestet werden.
Die Behörden suchen zudem fieberhaft nach allen Menschen, die aus Peking bereits in andere Regionen des Landes gereist sind. Mehrere Städte kündigten an, Reisende aus Peking unter Quarantäne zu stellen.
(A. Madsen--BTZ)