US-Schauspieler Smollett wegen angelich vorgetäuschten Angriffs erneut beschuldigt
Noch vor knapp einem Jahr wurde eine Anklage gegen den afroamerikanischen Schauspieler Jussie Smollett überraschend fallengelassen - nun ist der einstige Serienstar wegen eines mutmaßlich vorgetäuschten Angriffs auf sich selbst erneut offiziell beschuldigt worden. Eine Großes Geschworenengericht in Cook County legte ihm am Dienstag sechs Vorwürfe "ordnungswidrigen Verhaltens" im Zusammenhang mit der angeblichen Attacke zur Last.
Smollett hatte Ende Januar 2019 berichtet, er sei nachts in Chicago auf offener Straße von zwei Maskierten angegriffen und rassistisch und schwulenfeindlich beleidigt worden. Die Angreifer hätten ihm einen Strick um den Hals gelegt und geschrien, Chicago sei "MAGA-Land" - in Anspielung auf den Slogan von US-Präsident Donald Trump, "Make America Great Again" ("Macht Amerika wieder großartig").
Der Fall sorgte für viel Aufsehen und Bekundungen von Mitgefühl für den homosexuellen Afroamerikaner. Nach Überzeugung der Polizei war die Attacke aber gestellt: Smollett soll sich selbst einen Drohbrief geschickt und anschließend zwei Bekannte mit dem vorgetäuschten Angriff beauftragt haben. Der 37-jährige Schauspieler, der aus der Fernsehserie "Empire" bekannt ist, soll sich von seiner Opferrolle berufliche Vorteile erhofft haben.
Der Fall nahm eine kuriose Wende, als die Staatsanwaltschaft im vergangenen März die ursprünglich ihm zur Last gelegten 16 Anklagepunkte überraschend fallen ließ. Die Staatsanwaltschaft verwies darauf, dass eine solche Entscheidung bei derart geringfügigen Vergehen üblich sei. Der Schauspieler leistete zwei Tage gemeinnützige Arbeit; ein Schuldeingeständnis musste er aber nicht ablegen.
Bei der Polizei und der Stadt Chicago sorgte die Vereinbarung für wütende Reaktionen. Die Stadt forderte von Smollett eine Erstattung von 130.000 Dollar (119.000 Euro), die wegen der Polizeiermittlungen zu der angeblichen Attacke in Form von Überstunden angefallen seien. Smollett selbst bestreitet, die Attacke inszeniert zu haben.
(Y. Rousseau--BTZ)