Australische Tourismusindustrie steht nach Buschbränden vor Milliardenverlust
Nach den verheerenden Buschbränden steht die australische Tourismusindustrie vor einem Milliardenverlust. Die Zahl der Reisebuchungen sei um bis zu 20 Prozent zurückgegangen, erklärte der Branchenverband ATEC am Freitag. Er rechnet mit Einbußen von 4,5 Milliarden australischen Dollar (rund 2,8 Milliarden Euro). Unterdessen brachte lang ersehnter Regen Erleichterung für einige der am schlimmsten vom Feuer betroffenen Gebiete. Die Niederschläge könnten nun aber Sturzfluten auslösen.
"Internationale Besucher stornieren aus Sorge um die Luftqualität, ihre Sicherheit und die Auswirkungen der Brände auf unser touristisches Angebot", sagte ATEC-Geschäftsführer Peter Shelley. Vor allem viele Touristen aus den USA, Großbritannien und Europa blieben weg - sie machen in der beliebten Reisezeit von Dezember bis Februar normalerweise die Hälfte der Australien-Besucher aus.
Die Tourismusindustrie und die australische Regierung müssten dringend die Botschaft vermitteln, dass viele wichtige Touristenziele nicht von den Bränden betroffen seien, forderte Shelley.
Unterdessen fielen am Freitag in einigen Gebieten mit den größten Bränden die ergiebigsten Regenfälle seit fast einem Jahrzehnt. Der Regen, der bereits am Donnerstag begonnen hatte, sorgte sowohl bei der bis zur Erschöpfung kämpfenden Feuerwehr als auch bei Landwirten für eine Atempause und für Erleichterung.
"In den vergangenen 24 Stunden hat es in den meisten Brandgebieten geregnet, was eine hervorragende Nachricht ist", erklärte die Feuerwehr von New South Wales, wo einige der schlimmsten Feuer wüteten. "Wir drücken die Daumen, dass das in den nächsten Tagen so weitergeht." Für das gesamte Wochenende ist weiterer Regen vorhergesagt.
Für eine Entwarnung ist es allerdings noch zu früh: Der heiße australische Sommer dauert noch bis März. Einige Brandgebiete in New South Wales und im südlichen Victoria hat der Regen zudem noch gar nicht erreicht, darunter Kangaroo Island vor der Südküste Australiens. Die Insel ist für ihre außergewöhnliche Flora und Fauna berühmt. Die Buschfeuer haben jedoch einen Großteil der Koala-Population getötet, seltenen Vogel- und Beuteltierarten droht die Ausrottung.
In einigen Fällen könnten die Regenfälle die Arbeit der Feuerwehr sogar erschweren, weil Löschfahrzeuge auf matschigen Waldwegen schlechter vorankommen. Auch Sturzfluten drohen, weil die verkohlten Böden das Regenwasser nicht aufsaugen können. Medienberichten zufolge hat in Bäche gespülte Asche bereits zahlreiche Fische vergiftet.
Bei den seit September wütenden Buschbränden sind bereits 28 Menschen und schätzungsweise eine Milliarde Tiere ums Leben gekommen. Mehr als 2000 Häuser wurden zerstört. Zehn Millionen Hektar Land brannten nieder, eine Fläche größer als Portugal.
(K. Berger--BTZ)