Polizist erschießt Mann nach mutmaßlicher Messerattacke und "Allahu Akbar"-Rufen
Ein Polizeianwärter hat am Sonntagabend in Gelsenkirchen einen offenbar psychisch kranken 37-Jährigen erschossen, der mit einem Messer zwei Beamte angegriffen und dabei "Allahu Akbar" gerufen haben soll. Das Motiv des wegen Gewalttaten polizeibekannten Manns war zunächst nicht abschließend geklärt, wie die Ermittler am Montag mitteilten. Laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) handelte es sich nach ersten Erkenntnissen um die "Tat eines psychisch auffälligen Einzeltäters".
Reul zufolge hatte der Staatsschutz den 37-jährigen türkischen Staatsangehörigen zweimal als sogenannten "Prüffall Islamismus" unter die Lupe genommen, wobei die Nachforschungen jedoch "ohne Befund" geblieben seien. So habe der Mann im Januar 2018 in einem Waldstück Rodungsarbeiten vorgenommen und angegeben, er wolle eine "Gebetsstätte für Allah" bauen.
Damals sagte der Mann demnach, er lebe im "Islamischen Staat", und Nazideutschland habe sein Gehirn kaputt gemacht. Der heute 37-Jährige habe seinerzeit einen Schein mit sich geführt, wonach von ihm aus psychiatrischer Sicht keine Gefahr ausgehe.
Der mutmaßliche Angriff auf die beiden 23 und 41 Jahre alten Polizisten ereignete sich am Sonntagabend vor einer Gelsenkirchener Polizeiwache. Nach ersten Ermittlungsergebnissen schlug der 37-Jährige zunächst mit einem Knüppel auf einen Streifenwagen ein. Anschließend soll er mit einem Messer hantiert und die beiden Beamten bedroht haben, wie die Polizei in Gelsenkirchen und Münster sowie die Staatsanwaltschaft Essen mitteilten.
Der 23-jährige Polizeianwärter gab demnach vier Schüsse auf den Mann ab, die zum unmittelbaren Tod des 37-Jährigen führten. Den Ermittlern zufolge war der Getötete in der Vergangenheit wegen mehrerer Gewalttaten aufgefallen, unter anderem wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.
Reul sagte, der Mann habe zudem eine zweimonatige Ersatzfreiheitsstrafe verbüßt, weil er eine Geldstrafe nicht bezahlen wollte. Spezialeinheiten der Polizei durchsuchten noch in der Nacht zum Montag die Wohnung des 37-Jährigen in Gelsenkirchen. "Die Durchsuchung hat - vorbehaltlich der noch ausstehenden Auswertung von Datenträgern - bisher die anfängliche Vermutung einer terroristischen Motivation nicht erhärtet", erklärten die Ermittler.
(L. Andersson--BTZ)