Australiens Premier hält trotz verheerender Brände an Kohle-Politik fest
Trotz der verheerenden Buschbrände hält Australiens Premierminister Scott Morrison an seiner Unterstützung für die mächtige Kohleindustrie des Landes fest. Er werde sich nicht von den traditionellen Industriezweigen abwenden und damit "die Arbeitsplätze von tausenden Australiern abschreiben", sagte der konservative Regierungschef am Montag dem australischen Privatsender Seven Network. In einer Reihe weiterer Interviews zeigte sich Morrison ähnlich entschlossen, an seiner bisherigen Wirtschaftspolitik festzuhalten.
Wegen der extremen Dürre und Hitze sind die Buschbrände in diesem Jahr in Australien besonders zerstörerisch. Seit dem ungewöhnlich frühen Beginn der Brandsaison im September vernichteten sie bereits eine Fläche von der Größe Belgiens. Mindestens zehn Menschen kamen ums Leben, hunderte Häuser und Gebäude wurden zerstört. Die Großstädte sind immer wieder in dichten Rauch gehüllt. Am Montag besserte sich die Lage erstmals wieder deutlich.
Morrison bestreitet inzwischen nicht mehr einen Zusammenhang mit dem Klimawandel. Doch bekräftigte er am Montag seinen Widerstand gegen eine klimafreundlichere Wirtschaftspolitik. "Wir werden uns nicht auf unverantwortliche, arbeitsplatzvernichtende und wirtschaftsschädigende Ziele einlassen", wie sie nun gefordert würden, sagte der 51-Jährige dem Sender Channel 9.
Australiens Kohleindustrie produziert rund ein Drittel der weltweiten Exporte und schafft Arbeitsplätze in wichtigen Wahlbezirken mit traditionell wechselnden Mehrheiten. Morrison steht derzeit vor allem auch wegen seines taktlosen Umgangs mit den verheerenden Buschbränden in der Kritik. Am Wochenende entschuldigte er sich öffentlich, weil er inmitten der Krise mit seiner Familie in den Urlaub nach Hawaii gereist war.
Allein in den Bundesstaaten South Australia und New South Wales wurden in den vergangenen Tagen 200 Häuser zerstört oder beschädigt, wie die Behörden mitteilten. Von der südwestlich von Sydney gelegene Ortschaft Balmoral ist demnach kaum noch etwas übrig.
Der in Balmoral lebende 67-jährige Künstler Steve Harrison beschrieb im öffentlich-rechtlichen Sender ABC, wie er sich vor den Flammen gerade noch in seinen Brennofen retten konnte. "Ich rannte noch zu meinem Wagen und wollte flüchten, doch da brannte schon mein Garten, meine Auffahrt, die Straße", berichtete Harrison.
Harrison rettete sich in seinen etwa Sarg-großen selbstgebauten Ofen und ließ dort den Feuersturm über sich ergehen. "Unheimlich. Ich hatte nur noch Angst".
Oppositionsführer Anthony Albanese verurteilte scharf den "Starrsinn" des Regierungschefs. "Das hier ist ganz offensichtlich nicht mehr alles wie gehabt", sagte der Labor-Chef. "Aber Morrison will einfach nicht hören".
(A. Walsh--BTZ)