Indonesien: Zweite Blackbox von abgestürzter Lion-Air-Maschine gefunden
Zweieinhalb Monate nach dem Absturz einer Boeing 737 der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air ist auch die zweite Blackbox gefunden worden. Taucher entdeckten den Cockpit-Stimmrekorder am Montagmorgen, wie ein Behördenleiter nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview sagte. Wenige Tage nach dem Absturz der Passagiermaschine hatten Taucher bereits den Flugdatenschreiber bergen können. Die beiden Blackboxes sind bei der Aufklärung der Ursache von Flugzeugabstürzen von zentraler Bedeutung.
Der grellorangefarbene Stimmrekorder wurde am Montagmorgen nur rund zehn Meter von dem Fundort des Flugdatenschreibers entdeckt. Der Flugdatenschreiber wurde bereits im November gefunden. Der Stimmrekorder sei in "zwei Teile zerbrochen, hoffentlich ist er noch brauchbar", sagte der Vizechef der indonesischen Flugsicherheitsbehörde, Haryo Satmiko. Am Fundort seien zudem weitere menschliche Überreste geborgen worden.
Die Lion-Air-Maschine vom Typ Boeing 737 MAX war am 29. Oktober kurz nach ihrem Start in Jakarta ins Meer gestürzt. Alle 189 Insassen kamen bei der Katastrophe ums Leben. Die Identifizierung der Toten wurden inzwischen eingestellt, obwohl bislang nur 125 Insassen identifiziert wurden. Hinterbliebene von Absturzopfern kritisierten die Behörden deshalb. Fast 30 Angehörige verklagten zudem Boeing.
Ein vorläufiger Untersuchungsbericht der indonesischen Behörden ergab im November, dass das Flugzeug wegen gravierender technischer Mängel nicht hätte starten dürfen. Die Maschine hatte Probleme mit der Geschwindigkeitsanzeige und den AOA-Sensoren, die Daten dazu liefern, in welchem Winkel der Wind über die Tragflächen streicht und wie viel Auftrieb ein Flugzeug erhält.
Auf eine Absturzursache legten sich die Ermittler aber nicht fest. Boeing hatte nach dem Unglück die Kritik an seinem brandneuen Flugzeug 737 MAX zurückgewiesen. Ein endgültiger Bericht zur Absturzursache wird erst im Laufe des Jahres erwartet.
Das Unternehmen Lion Air Group, das neben Lion Air fünf weitere Gesellschaften betreibt, steht seit längerem wegen mangelhafter Sicherheitsstandards in der Kritik. Dennoch konnte das Unternehmen in weniger als 20 Jahren zur nach Flottengröße führenden Luftfahrtgruppe in Südostasien aufsteigen. Indonesien weist eine insgesamt schlechte Luftfahrt-Sicherheitsbilanz auf, zuletzt verbesserte sich die Lage aber. Dennoch verzeichnet das Land immer noch mehr als drei Dutzend tödliche Unfälle in den vergangenen 15 Jahren
(F. Schulze--BTZ)