
Leopoldina dringt auf flächendeckenden Einsatz von Mund-Nasen-Schutz

Die Nationale Akademie der Wissenschaften in Deutschland hat sich für den möglichst flächendeckenden Einsatz von Mund-Nasen-Schutz ausgesprochen. "Mund-Nasen-Schutz reduziert die Übertragung von Viren, vor allem durch eine Reduktion der Tröpfcheninfektion", hieß es am Freitag in der zweiten Ad-Hoc-Stellungnahme der Leopoldina zur Corona-Krise in Berlin. Wegen der Knappheit echter Schutzmasken solle dieser Schutz vorerst durch improvisierte, selbstgemachte Masken oder durch Schals oder Tücher angestrebt werden.
"Da sich eine große Zahl unerkannt Erkrankter ohne Symptome im öffentlichen Raum bewegt, schützt ein Mund-Nasen-Schutz andere Menschen, verringert damit die Ausbreitung der Infektion und senkt somit mittelbar das Risiko, sich selbst anzustecken", heißt es weiter in der interdisziplinären wissenschaftlichen Stellungnahme. Zudem dienten solche Schutzmittel "eingeschränkt auch unmittelbar dem Eigenschutz".
Eine schrittweise Lockerung der Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie "sollte daher mit dem flächendeckenden Tragen von Mund-Nasen-Schutz einhergehen", empfehlen die Wissenschaftler. Dies solle "im gesamten öffentlichen Raum" gelten, also "in Betrieben, Bildungseinrichtungen und im öffentlichen Nah- und Fernverkehr". Die Schutzmittel sollten dabei Mund, Nase, Kinn und die Seitenränder möglichst vollständig abdecken. Professionelle Masken des Schutzstandards FFP2 und FFP3 sollten dagegen "weiterhin dem medizinischen Bereich, der Pflege und besonderen Berufsgruppen vorbehalten sein", mahnte die Leopoldina.
Vorerst müssten die geltenden Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens allerdings noch beibehalten werden, stellte die Leopoldina klar. Um diese "im Anschluss an die Osterzeit differenziert lockern zu können", empfehlen die Wissenschaftler neben dem ergänzenden Mund-Nasen-Schutz auch den schnellstmöglichen Einsatz "digitaler Werkzeuge" wie einer "Corona-App".
"Die kurzfristige Verwendung mobiler Daten, die ortsunabhängig den räumlichen und zeitlichen Kontakt von Personen abbilden, ist für die Identifizierung von infizierten Personen und ihren Kontakten hilfreich", heißt es dazu in der Stellungnahme. Betont werden die Freiwilligkeit und die "Einhaltung von Datenschutz sowie Persönlichkeitsrechten". Daher sollten Daten nur anonym geteilt und nach höchstens vier Wochen wieder gelöscht werden.
Weiter empfiehlt die Leopoldina den Ausbau von Testkapazitäten, auch durch neue validierte Schnelltests, "um möglichst gezielt breit testen zu können". Damit könnten "Ausbreitungsherde besser eingegrenzt und Quarantänemaßnahmen passgenau verhängt werden". Zur Erhöhung der Testkapazitäten sollten "für eine Überbrückungszeit auch veterinärmedizinische Untersuchungseinrichtungen und weitere Forschungsinstitutionen einbezogen werden". Neben gezielten Tests halten die Wissenschaftler zudem "eine repräsentative und randomisierte Testung der Bevölkerung" hinsichtlich akuter Infektionen und Immunität für dringend notwendig.
In der Leopoldina arbeiten rennommierte Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen. Sie berät die Bundesregierung auf deren Bitte hin in der Corona-Krise.
(A. Williams--BTZ)