USA: Woodward hält politische Unerfahrenheit Trumps für großes Risiko
US-Reporterlegende Bob Woodward hält die politische Unerfahrenheit von Donald Trump für den größten Risikofaktor während dessen Präsidentschaft. "Er durchläuft einen permanenten Prozess der Selbstbestätigung: Alle haben gesagt, ich kann es nicht werden, und ich habe es doch geschafft! Was ihn zu der Überzeugung bringt, dass er in allen anderen Fragen auch immer Recht hat", sagte Woodward nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem Interview.
"Er merkt einfach nicht, dass er viele Dinge ganz tragisch missversteht", sagte Woodward. Als Beispiele nannte er die Bedeutung von Handelsdefiziten oder der Nato. Wichtig für die Bewertung einer Präsidentschaft sei das Verhalten des Amtsinhabers im Fall einer Krise wie den Anschlägen vom 11. September 2001 oder der Finanzkrise vor zehn Jahren. "Wenn man sich jedoch ansieht, wie Trump in ganz normalen Zeiten operiert, dann gnade uns Gott, wenn er eine Krise meistern muss."
Auch der Apparat im Weißen Haus könne dem Präsidenten nicht helfen, führte Woodward aus: Es gebe in Washington kein Team, jeder misstraue jedem. "Das Risiko, das mit Trump und seinem Weißen Haus einher geht, ist unvorstellbar."
Woodward, der mit seinem Kollegen Carl Bernstein 1973 in der "Washington Post" den Watergate-Skandal aufdeckte, hat mit seinem vor kurzem erschienenen Enthüllungsbuch "Fear: Trump in the White House" ("Furcht: Trump im Weißen Haus") über das Weiße Haus unter Donald Trump in den USA für Aufsehen gesorgt. Er schildert darin eine Regierung im Zustand des permanenten "Nervenzusammenbruchs". Das Buch erscheint am Montag in deutscher Übersetzung.
(A. Williams--BTZ)