"Revolutionäre" Mai-Kundgebung durch Berlin verläuft weitgehend friedlich
Im Berliner Stadtteil Kreuzberg sind im Dienstagabend mehrere tausend Teilnehmer einer linken Protestkundgebung weitgehend friedlich durch die Straßen gezogen. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer an der so genannten "Revolutionären Demonstration" am Abend auf rund 6000. Sie registrierte lediglich kleinere Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften mit einigen Leichtverletzten sowie Sachbeschädigungen etwa an Autos.
Nach Angaben von Polizeipräsidentin Barbara Slowik wurden fünf Beamte "leicht verletzt", wie sie am Abend dem Sender RBB sagte. Es habe Festnahmen gegeben, deren Zahl im "unteren zweistelligen Bereich" liege. Details wolle die Polizei am Mittwoch bekannt geben. Mit dem Einsatz der Polizei zeigte sich Slowik zufrieden.
Größere gewalttätige Zusammenstöße, wie sie es in früheren Jahren gegeben hatte, blieben zunächst aus. Berlins Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz: Stadtweit waren rund 5300 Beamten auf Kundgebungen, Versammlungen und Straßenfesten unterwegs. Die Polizei verfolgte nach eigenen Angaben eine Deeskalationsstrategie.
Einige der Demonstranten waren nach Polizeiangaben vermummt. Am späteren Abend teilte die Polizei mit, dass Teile der Kundgebung "abströmen" und sich mit anderen Besuchern mischten.
Bei einer weiteren Maidemonstration im Bezirk Grunewald wurde am Nachmittag ein Demonstrant wegen Sachbeschädigung festgenommen.
Tagsüber waren die Feierlichkeiten zum 1. Mai überwiegend friedlich verlaufen. "Bisher ist die Lage stabil, wir haben alles im Griff", erklärte die Polizei. Obwohl bekannte Kreuzberger Straßenfeste wie das "Myfest" und das "MaiGörli" bereits am frühen Nachmittag "sehr gut besucht" gewesen seien, habe es keinen Anlass für Sperrungen oder Auflösungsaktionen gegeben. "Die Leute sind überwiegend gut gelaunt, die Stimmung ist entspannt", teilte der Sprecher am Nachmittag mit.
Das Parkfest "MaiGörli" im Görlitzer Park musste gegen 17.00 Uhr wegen Überfüllung geschlossen werden. Zuvor hatten Polizeibeamte bereits einzelne Zugänge zum Fest gesperrt, weil der Andrang zu groß wurde. Die Polizei sprach von einer „hundertprozentigen Auslastung“ des Geländes. Das entspreche in etwa einer Anzahl von 10.000 bis 15.000 Besuchern im Park. Aus Sicherheitsgründen blieben alle Zugänge bis zum späten Abend gesperrt.
Eine weitere Maidemonstration fand im Berliner Bezirk Grunewald statt. Rund 3500 Protestler nahmen dort nach Polizeiangaben an einem "satirischen Aufzug" teil. Ursprünglich hatten die Beamten mit weniger als der Hälfte an Teilnehmern gerechnet. Wegen vereinzelter Sachbeschädigungen musste die Polizei die Veranstaltung am Nachmittag zeitweise unterbrechen.
In der Vergangenheit war es bei Demonstrationen rund um den 1. Mai immer wieder zu Ausschreitungen in Berlin und auch in Hamburg gekommen. In den vergangenen Jahren verliefen die Proteste jedoch weitgehend friedlich.
(W. Winogradow--BTZ)