UN-Sicherheitsrat: Besuch von Rohingya-Flüchtlingscamp in Bangladesch
Eine Delegation des UN-Sicherheitsrats hat am Sonntag zum Beginn eines viertägigen Besuchs in Bangladesch und Myanmar Rohingya-Flüchtlinge getroffen. Bangladeschs Flüchtlingsbeauftragter Mohammad Abul Kalam sagte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ), das UN-Team habe zunächst das Camp Konarpara besucht. Dort sind 6000 muslimische Rohingya untergebracht, die vor ihrer Unterdrückung im benachbarten Myanmar geflohen sind.
Der Rohingya-Lagerleiter Dil Mohammad sagte nach BTZ-Information, die Delegation habe mit einigen Flüchtlingsfrauen und Stammesältesten gesprochen. "Wir haben ihnen gesagt, dass wir hier sind, um unser Leben zu retten. Wir möchten sehr gern in unser Land zurückkehren - vorausgesetzt die UNO gewährleistet unsere Sicherheit." Später stand ein Besuch des Kutupalong-Camps in Bangladesch auf dem Programm. Dort gab es eine Kundgebung hunderter Rohingya-Flüchtlinge, die gegen die Unterdrückung ihrer Volksgruppe in Myanmar protestierten. Die Polizei löste die Demonstration auf, ohne dass es zu Zwischenfällen kam, wie BERLINER TAGESZEITUNG vor Ort erfuhr.
Der von Großbritannien, Kuwait und Peru angeführten Delegation gehören 26 Diplomaten aus 15 Staaten an. In Myanmar wollten sie die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi treffen.
Die einstige Freiheitskämpferin und Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 1991 steht wegen der Verfolgung der muslimischen Rohingya-Minderheit seit Monaten international unter Druck. In dem südostasiatischen Land bleibt die Armee auch nach dem formellen Ende der Militärherrschaft sehr einflussreich.
Ebenfalls vorgesehen ist ein Treffen der Delegation mit Bangladeschs Regierungschefin Sheikh Hasina sowie ein Flug mit dem Hubschrauber über den Bundesstaat Rakhine im Westen Myanmars. Dabei will sich die Delegation ein Bild von den dortigen Zerstörungen und den von der Armee niedergebrannten Rohingya-Dörfern machen.
Etwa 700.000 Rohingya sind seit dem vergangenen August von Myanmar nach Bangladesch geflohen. Grund ist das gewaltsame Vorgehen der Armee gegen die Volksgruppe, nachdem Rohingya-Rebellen bei Angriffen rund ein Dutzend Sicherheitskräfte getötet hatten.
Die Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung des buddhistisch geprägten Myanmar "ethnische Säuberungen" gegen die muslimische Minderheit vor. Flüchtlinge berichten von Ermordungen und Vergewaltigungen durch das Militär. Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wurden allein im ersten Monat der Gewalt 6700 Rohingya getötet. Die UN-Sonderberichterstatterin für Myanmar, Yanghee Lee, sprach im März erstmals von einem "Völkermord".
(U. Schmidt--BTZ)