Montenegro: Milo Djukanovic gewinnt die Präsidentschaftswahl mit 53,5 Prozent
Bei der Präsidentschaftswahl in Montenegro ist dem früheren Amtsinhaber Milo Djukanovic ein Comeback gelungen: Der pro-westliche Politiker habe gleich im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen gewonnen, teilte seine Partei am Sonntagabend in Podgorica mit. Damit sei der 56-Jährige auf Anhieb gewählt und müsse nicht in eine Stichwahl gegen seinen stärksten Konkurrenten Mladen Bojanic.
Zuvor hatte die regierungsunabhängige Organisation Centre for Monitoring (CEMI) mitgeteilt, Djukanovic liege nach Auszählung von mehr als zwei Dritteln der Stimmen bei 53,5 Prozent. Auf Bojanic seien 34,1 Prozent entfallen.
Djukanovic ist seit rund einem Vierteljahrhundert der einflussreichste Politiker der kleinen Balkanrepublik, die früher zu Jugoslawien gehörte. Sechs Mal übte er in der Zeit das Amt des Regierungschefs aus, zwischen 1998 und 2002 war er schon einmal Präsident. Im Oktober 2016 trat er zurück, den aktuellen Wahlkampf nutzte der 56-Jährige für ein Comeback. Er ließ sich als "Anführer, Staatsmann und Präsident aller Bürger" feiern.
Gegner werfen ihm dagegen autoritäres Gebaren, Korruption, Vetternwirtschaft und Verbindungen zur organisierten Kriminalität vor. Bojanic sagte am Sonntag bei der Stimmabgabe, Djukanovic wolle Montenegro in eine "Diktatur" verwandeln. Der "Herrschaft eines Autokraten" müsse ein Ende bereitet werden. Zuvor hatte er Djukanovic vorgeworfen, es sei nicht klar, ob er auf der Seite des Staates oder der Mafia stehe.
In dem 620.000-Einwohner-Staat kommt es immer wieder zu Morden auf offener Straße und Autobombenanschlägen, die der organisierten Kriminalität zugeschrieben werden. Djukanovic weist jegliche Verbindung zum organisierten Verbrechen von sich. Im Wahlkampf versprach er, alles tun zu wollen, damit die Polizei die Bürger schützen könne.
Djukanovic steht für einen klar pro-westlichen Kurs und eine weitere Anbindung seines Landes an die EU. Dies sei wichtig, damit Montenegro "auf dem Pfad der Entwicklung bleibe", sagte er im Wahlkampf. Der Opposition warf er vor, Montenegro in eine "russische Provinz" verwandeln zu wollen.
Der Streit um die Ausrichtung Montenegros nach Brüssel oder Moskau war aber nicht das einzige Wahlkampfthema. Montenegro leidet unter einer hohen Arbeitslosenquote von rund 20 Prozent. Der durchschnittliche Lohn liegt bei nur rund 500 Euro monatlich.
Montenegro gilt zusammen mit Serbien als Favorit für einen künftigen Beitritt in die Europäische Union. Als mögliches Eintrittsdatum gilt das Jahr 2025. In einem Fortschrittsbericht mahnte die EU 2016 aber unter anderem Verbesserungen bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität an.
(O. Petrow--BTZ)