Ermittlungsverfahren gegen Frankreichs Ex-Gesundheitsministerin eingeleitet
Ein Pariser Gericht hat ein Ermittlungsverfahren gegen Frankreichs frühere Gesundheitsministerin Agnès Buzyn wegen ihres Umgangs mit der Corona-Krise eröffnet. Buzyn werde "Gefährdung des Lebens anderer" vorgeworfen, erklärte die Staatsanwaltschaft am Freitag. Gegen die Ex-Gesundheitsministerin werde jedoch nicht wegen des Vorwurfs des "Versagens bei der Verhinderung einer Katastrophe" ermittelt.
Vor ihrem Termin bei dem Gericht, das für Regierungsmitglieder zuständig ist, sagte die gelernte Ärztin, es sei "eine gute Gelegenheit für mich, die Wahrheit wieder herzustellen". Sie werde nicht zulassen, "dass die Maßnahmen der Regierung oder meine Tätigkeit als Ministerin in Misskredit gezogen werden, wo wir doch so viel getan haben, um unser Land auf eine globale Gesundheitskrise vorzubereiten".
Buzyn war im Februar 2020 zurückgetreten, als die Welt mit Sorge die Entwicklungen in der chinesischen Stadt Wuhan verfolgte. "Das Risiko einer Verbreitung des Virus in der Bevölkerung ist sehr gering", hatte sie noch Ende Januar im Elysée erklärt. Später räumte sie in einem Interview mit "Le Monde" ein, dass sie die Gefahr tatsächlich deutlich höher eingeschätzt hatte.
"Als ich das Ministerium verließ, habe ich geweint. Ich wusste, dass da ein Tsunami auf uns zukommt", erklärte Buzyn, die nach ihrem Rücktritt Kandidatin für das Pariser Rathaus wurde. Frankreich hätte die Kommunalwahlen Ende März besser abgesagt, sagte sie später.
Nach ihrem Rückzug aus der Politik arbeitete Buzyn für die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus steht wegen seiner Reaktion auf die Corona-Pandemie in der Kritik.
(P. Rasmussen--BTZ)