Studie: Ausgangssperre in Wuhan verschaffte Gesundheitssystem wichtige Zeit
Die in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan verhängte Ausgangssperre hat die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus dort offenbar deutlich eingedämmt und den Gesundheitseinrichtungen dringend benötigte Zeit verschafft. Das ergab eine in der Fachzeitschrift "The Lancet Public Health" veröffentlichten Studie.
"Die beispiellosen Maßnahmen, die die Stadt Wuhan ergriffen hat, um die sozialen Kontakte in der Schule und am Arbeitsplatz zu verringern, haben dazu beigetragen, den Ausbruch zu kontrollieren", erklärte die Hauptautorin Kiesha Prem von der London School of Hygiene and Tropical Medicine.
In der Hauptstadt der Provinz Hubei hatte die Pandemie im Dezember ihren Ausgang genommen. Die chinesischen Behörden ordneten im Januar die Schließung von Schulen, Universitäten und Unternehmen an; Millionen Menschen mussten zuhause bleiben. In der Folge sank die Zahl der Neuinfektionen. In Teilen der Provinz Hubei ist inzwischen langsam wieder Normalität eingekehrt.
Prem zufolge ließe sich die Gesamtzahl der Infektionen um ein Viertel reduzieren, wenn die Beschränkungen bis April in Kraft blieben. Dadurch ließe sich auch ein erwarteter zweiter Anstieg der Infektionszahlen von August auf Oktober verschieben, was die Gesundheitssysteme entlasten würde.
Die Behörden müssten nun darauf achten, die Kontaktverbote nicht vorzeitig aufzuheben, da andernfalls ein früherer zweiter Anstieg der Fallzahlen drohen könnte, warnte Prem. "Wenn jedoch die Beschränkungen allmählich gelockert werden, wird dies den Anstieg wahrscheinlich verzögern und die Kurve abflachen."
Rund drei Milliarden Menschen weltweit sind derzeit von Ausgangssperren oder -beschränkungen betroffen, darunter auch die Menschen in Deutschland. Ko-Autorin Yang Liu erklärte, das Beispiel von Wuhan lasse sich eher nicht eins zu eins auf andere Städte übertragen. "Aber wir denken, dass eines wahrscheinlich überall zutrifft: Kontaktverbote sind sehr nützlich, und wir müssen bei der Lockerung sorgfältig vorgehen, um weitere Infektionswellen zu vermeiden, wenn Arbeitnehmer und Schulkinder zur Routine zurückkehren." Wenn solche Infektionswellen zu schnell hintereinander aufträten, "könnten die Gesundheitssysteme zusammenbrechen", warnte sie.
(H. Müller--BTZ)