
Charité-Experte fordert Lockerung der Quarantäne-Empfehlungen für Mediziner

Der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, hat angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus eine Lockerung der Quarantäne-Empfehlungen für medizinisches Personal gefordert. "Wir an der Charité können die Quarantäne-Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes auch nicht mehr aufrechterhalten und werden sie nicht mehr 1:1 umsetzen", sagte Drosten der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Freitag.
"Wenn wir das gesamte medizinische Personal, das mit Infizierten Kontakt hatte, in Quarantäne schicken, bricht die medizinische Versorgung für die Bevölkerung zusammen", zeigte sich der Mediziner überzeugt. Dies gelte nicht nur für Corona-Patienten, sondern auch für alle anderen.
Laut Drosten wird unter Virologen der Universitätskliniken "intensiv über pragmatische Lösungen" beraten. "Denkbar wäre, das gesamte Personal einer Ambulanz jeden Tag zu testen", sagte der Virologe. Dann würden Pfleger oder Ärzte maximal einen Tag nach einer Infektion noch arbeiten, bevor sie in Quarantäne geschickt werden könnten. "In dieser Zeitspanne wären sie wahrscheinlich noch nicht ansteckend", sagte Drosten.
Der Experte regte auch lockerere Auflagen für Infizierte außerhalb des medizinischen Betriebes an. "Wir müssen dann die Menschen auch nicht mehr unbedingt 14 Tage in Quarantäne schicken", sagte Drosten. Die Inkubationszeit sei im Kern nach einer Woche vorüber. Auch seien Infizierte wahrscheinlich nur etwa eine Woche lang infektiös.
(O. Joergensen--BTZ)