Mallorca: Mehr als neun Tote bei schwerem Unwetter und Überflutungen
Schwere Unwetter und Überflutungen haben die spanische Ferieninsel Mallorca heimgesucht und mindestens neun Menschen in den Tod gerissen. Mindestens sechs Menschen wurden nach Behördenangaben am Mittwoch noch vermisst. Unter den Todesopfern waren demnach zwei britische Urlauber. Der spanische Wetterdienst gab unterdessen die zweithöchste Unwetterwarnung für die Nachbarinseln Ibiza und Formentera und einen Teil von Katalonien aus, darunter auch Barcelona.
Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, es lägen keine Informationen zu deutschen Opfern vor. Das deutsche Konsulat in Palma de Mallorca stehe in engem Kontakt mit den Behörden der Mittelmeerinsel.
Am schwersten betroffen waren die Ortschaften Sant Llorenç des Cardassar, SIlliot und Arta rund 60 Kilometer östlich von Palma. Die Heftigkeit des Unwetters am Dienstag überraschte die Behörden: Binnen weniger Stunden fielen rund "220 Liter Regen pro Quadratmeter", wie die Regionalregierung über den Online-Dienst Twitter mitteilte. Ein Wildbach trat über die Ufer. Aufnahmen der lokalen Medien zeigten überflutete Häuser und von den Fluten fortgerissene Autos.
Unter den Toten in Sant Llorenç des Cardassar waren laut Vize-Bürgermeisterin Antonia Bauza zwei Briten. Auch unter den Vermissten seien britische Staatsangehörige, sagte sie dem spanischen Rundfunk. Rettungsdienste, Polizei und britisches Außenministerium bestätigten die Angaben allerdings zunächst nicht. Nach Angaben der spanischen Zentralregierung könnte die Zahl der Vermissten noch weiter steigen.
"Unsere Priorität ist es, Überlebende zu finden und Leute zu retten, die zu Hause festsitzen", sagte Bauza. "Hier gibt es viele Ferienhäuser und -wohnungen." Die Rettungsdienste aktualisierten regelmäßig in mehreren Sprachen ihre Twitter-Informationen, darunter auch auf Deutsch.
Rund 400 Rettungskräfte waren am Mittwoch auf der Baleareninsel im Einsatz, um nach den Vermissten zu suchen und Menschen zu helfen. Unterstützt wurden sie von Hubschraubern und Spürhunden. "Vordringliche Aufgabe ist derzeit, Vermisste zu finden und auf die Sorgen von Angehörigen und Nachbarn einzugehen", sagte der spanische Regierungschef Pedro Sánchez bei einem Besuch vor Ort.
Ein Augenzeuge berichtete der Lokalzeitung "Diario de Mallorca", wie er sich gerade noch durch das Fenster seines Autos retten konnte. "Ich musste rund 500 Meter durch die Sturzfluten schwimmen, bis ich ein Haus erreichte", berichtete Manuel Torrescusa. "Meine Kleider blieben an einem Metallzaun hängen, ich trug kaum noch etwas am Leib."
Hunderte Menschen verbrachten die Nacht in Turnhallen sowie in von den Behörden beschlagnahmten Hotels. Tennisstar Rafael Nadal, der aus der betroffenen Region stammt, bot an, die Zimmer seiner Sportzentren auf der Insel allen zur Verfügung zu stellen, die kein Dach mehr über dem Kopf haben.
Die Regionalregierung der Balearen rief eine dreitägige Trauer aus. In Madrid legten die Abgeordneten am Morgen eine Schweigeminute für die Opfer ein.
(L. Solowjow--BTZ)