Feuerwehr-Gewerkschaft mit Personalengpass im Brandkampf
Auf Personalengpässe bei der Feuerwehr in Deutschland hat anlässlich des Großbrandes in der Pariser Kathedrale Notre-Dame die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft hingewiesen. "Jede zehnte bis fünfzehnte Stelle bei den Berufsfeuerwehren ist derzeit unbesetzt", sagte deren Sprecher Tobias Thiele nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ), in einem aktuellen Interview vom Mittwoch. Er beklagte, die vorhandenen Kräfte würden deswegen immer mehr Überstunden aufhäufen.
Für Großbrände wie am Montag in Paris sieht Thiele die Feuerwehren in Deutschland gleichwohl gut gerüstet. Er verwies auf vorhandene Notfallpläne, durch die für Großeinsätze in kurzer Zeit Einsatzkräfte aus mehreren Kommunen zusammengezogen werden könnten. Die Engpässe gibt es demnach eher im Normalbetrieb.
Bei mehr als 30.000 Berufsfeuerwehrleuten in Deutschland ergebe sich eine Lücke von bis zu 3000 Einsatzkräften, sagte Thiele. Es gebe zwar genügend Bewerber, "doch zu wenige bringen die nötigen Fähigkeiten mit". Dies könne zu einem Sicherheitsrisiko werden.
Der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Karl-Heinz Knorr, sieht eine Ursache des Problems im Fehlen eines regulären Arbeitsmarkts für Feuerwehrleute in Berufsfeuerwehren. "Die Kommunen bilden selbst aus und oft gibt es einfach nicht genug Bewerber", sagte er nach BTZ-Information, in einem aktuellen Interview. Da die Feuerwehrfahrzeuge heute "rollende Computer" seien, sei die Arbeit hochkomplex. Sie erfordere zudem große körperliche Leistungsfähigkeit und Stressresistenz.
Mehr als 90 Prozent des Bedarfs wird laut Knorr allerdings von Freiwilligen Feuerwehren auf ehrenamtlicher Basis gedeckt. Dies gelte vor allem für den ländlichen Raum. "Da gibt es große Unterschiede", sagte Knorr. "Einige Vereine wachsen, andere haben die Untergrenze des Vertretbaren erreicht."
(Y. Rousseau--BTZ)