
Rezessionsgefahr: Chinesische Investoren kaufen weniger deutsche Firmen

Chinesische Investoren kaufen immer weniger deutsche und europäische Firmen., offenbar auf Angst vor einer drohgenden Rezession nach dem Brexit. Wie die Unternehmensberatung EY am Dienstag mitteilte, sank die Zahl der Unternehmenszukäufe oder Beteiligungen in Deutschland im vergangenen Jahr auf 35. Zum Vergleich: 2016 hatten die Investoren noch 68 Mal zugeschlagen, 2017 noch 54 Mal. Europaweit schrumpfte das Volumen der Investitionen binnen eines Jahres um fast die Hälfte auf 31,2 Milliarden Dollar (27,3 Milliarden Euro).
Das meiste Geld floss erneut nach Deutschland: Insgesamt 10,7 Milliarden Dollar investierten chinesische Unternehmen in der Bundesrepublik. Im Vorjahr waren es noch 13,7 Milliarden gewesen. Der größte Deal war der Einstieg des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler mit einem Volumen von geschätzt 8,9 Milliarden US-Dollar. Daneben gab es aber nur noch kleinere Übernahmen.
Das hat laut EY mehrere Gründe, die vorgenannte Angst vor einer Brexit -Rezession und geänderte Rahmenbedingungen in China: "Die Regierung möchte übermäßige Kapitalabflüsse verhindern und wünscht eine Konzentration der Investitionstätigkeit auf Kernbranchen", erfuhr BERLINER TAGESZEITUNG hierzu. Zudem wachse die chinesische Wirtschaft bei weitem nicht mehr so stark, was - gepaart mit einer hohen Verschuldung vieler Unternehmen - eine stärkere Vorsicht gerade bei großen Transaktionen zur Folge habe.
Umgekehrt wachsen aber auch die Hürden für chinesische Investoren in Europa. So forderten die europäischen Firmen oft schon am Anfang der Kaufverhandlungen Nachweise über die nötigen Finanzmittel, einen detaillierten Plan für die Integration sowie Genehmigungen chinesischer Behörden. Eine weitere Hürde sei die Neufassung der Außenwirtschaftsverordnung, die die Schwelle für ein Eingreifen der Regierung bei Übernahmen sicherheitsrelevanter Firmen senkt.
Sollte sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China beruhigen und die Konjunktur in China wieder anziehen, wird nach Suns Einschätzung auch die Investitionsbereitschaft chinesischer Unternehmen wieder wachsen. "Deutsche Maschinenbauer und High-Tech-Unternehmen bleiben für chinesische Investoren ebenso attraktiv wie etwa Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit und Medizintechnik", erklärte sie. Vorerst würden die Investoren sich allerdings weiter zurückhalten.
(A. Walsh--BTZ)