Deutschland: Arbeitsmarkt robust - trotz Brexit und schwachem Wachstums
Weder der drohende chaotische Brexit noch die schwächelnde Konjunktur können dem deutschen Arbeitsmarkt bisher etwas anhaben. Er gehe für das Jahr 2019 "von einer weiter zurückgehenden Arbeitslosenzahl aus", sagte der Chef der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, am Donnerstag bei der Vorlage des Arbeitsmarktberichts für Januar. In diesem Monat stieg die Zahl der Jobsuchenden zwar witterungsbedingt um 196.000 auf 2,406 Millionen, der Anstieg fiel aber niedriger aus als üblich.
Wirtschaftsexperten warnten zuletzt vor möglichen Folgen eines in zwei Monaten drohenden ungeordneten Brexit. Außerdem korrigierte die Bundesregierung ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum drastisch auf 1,0 Prozent nach unten.
Scheele sagte, aus den für den Arbeitsmarkt vorliegenden Zahlen und auch aus den Rückmeldungen der Arbeitsagenturen ließen sich dennoch keine negativen Prognosen ablesen. "Wir gehen auch bei einer niedrigeren Wachstumszahl von einer weiter zurückgehenden Arbeitslosenzahl aus", sagte der BA-Chef. Womöglich werde diese im Jahresdurchschnitt bei 100.000 statt 130.000 liegen, dies lasse sich bisher aber noch nicht konkreter sagen. Im Frühjahr gibt es dazu eine neue Prognose.
Demnach macht auch der Brexit den Arbeitsmarktexperten keine Sorgen. "Wir gehen von keinen nachhaltigen Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt aus", sagte Scheele. Es seien zwar Branchen wie die Luftfahrtindustrie, Verkehr und Logistik vom Brexit betroffen. Dies werde sich aber nicht nachhaltig bei der Arbeitslosenzahl in Deutschland bemerkbar machen.
Laut Scheele bereitete eine Task Force auch die drohenden Folgen eines Brexit ohne Abkommens vor. Die deutschen Behörden seien hier auf einem "ganz vernünftigen Weg". So könnten Deutsche, die in Großbritannien arbeiten, falls nötig mit deutschen Transferleistungen versorgt werden. Für Briten, die in Deutschland arbeiten, erwarte er eine nach dem Brexit für drei Monate bis Ende Juni geltende Übergangsverordnung. In dieser Zeit müssten sich die britischen Staatsbürger aber um einen Aufenthaltstitel bemühen.
Wie Scheele sagte, gelang am Arbeitsmarkt ein guter Start ins Jahr. Die wegen des Winterwetters typische Zunahme im Januar habe sich am unteren Rand des Üblichen bewegt. Im Vergleich zum Januar des vergangenen Jahres ging die Zahl der Jobsuchenden um 165.000 zurück, womit die niedrigste Januar-Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung gemessen wurde. Die Arbeitslosenquote stieg von Dezember auf Januar um 0,4 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent. Die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern blieb aber auf einem sehr hohen Niveau.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nannte es "besonders erfreulich", dass sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Vergleich zum Vorjahres-Januar um elf Prozent verringerte. "Insgesamt gibt es auch für das bereits begonnene Jahr Anlass für Zuversicht", erklärte auch Heil.
(Y. Rousseau--BTZ)