
Macron dankt Corona-Helfern und will Maskenpflicht verschärfen

Zum französischen Nationalfeiertag hat Präsident Emmanuel Macron dem Gesundheitspersonal und anderen Helfern in der Corona-Krise gedankt. Das Land habe "Hingabe, Hartnäckigkeit, Mut und Solidarität" bewiesen, erklärte der Präsident am Dienstag. Wegen der Pandemie fiel die traditionelle Militärparade auf dem Boulevard Champs-Elysées erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg aus. Um eine zweite Infektionswelle zu vermeiden, sprach sich der Staatschef für eine verschärfte Maskenpflicht aus.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nannte es "eine große Ehre", mit seinen Amtskollegen aus Österreich, der Schweiz und Luxemburg zu der Zeremonie eingeladen zu sein. Es sei "ein Ausdruck deutsch-französischer Verbundenheit", dass Deutschland Corona-Patienten aus Frankreich aufgenommen habe. Nach Angaben seines Ministeriums wurden 130 Franzosen in deutschen Kliniken behandelt.
Am Nationalfeiertag erinnert Frankreich an den Sturm auf das Bastille-Gefängnis am 14. Juli 1789, der als Auftakt der Französischen Revolution gilt. Bei der diesjährigen Zeremonie zeichneten Flugzeuge die blau-weiß-roten Farben der Trikolore in den Himmel über den menschenleeren Champs-Elysées. Statt der Militärparade gab es eine deutlich kleinere Zeremonie mit rund 2000 Soldaten auf dem Concorde-Platz. Zuschauer waren nicht zugelassen, der Bereich bis zum Triumphbogen war abgesperrt.
Macron sprach von einer "nationalen Hommage" für alle Berufsgruppen, die in der Corona-Krise "ihr Leben gaben" oder besonderen Einsatz gezeigt hatten. Neben Ärzten und Pflegekräften waren auch Lehrer, Supermarktkassierer, Bestatter, Polizisten und Feuerwehrleute unter den 2500 Ehrengästen.
Während der Zeremonie ließen Demonstranten Ballons mit einem Protestbanner über dem Concorde-Platz aufsteigen. Sie warfen Macron vor, die Krankenhäuser des Landes mit Einsparungen zu "ersticken". Zuvor hatten Regierung und Gewerkschaften ein Hilfsprogramm für die Kliniken im Umfang von gut acht Milliarden Euro besiegelt.
Bei einem Fernsehinterview sprach sich Macron dafür aus, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes "in allen geschlossenen öffentlichen Räumen zur Pflicht zu machen" und nicht nur in Verkehrsmitteln. Als möglichen Termin nannte er den 1. August. Spahn sagte dazu, Alltagsmasken könnten vor allem in Bars und Restaurants einen Unterschied machen. Dies sei "kein Allheilmittel, aber es hilft".
Macron betonte, im Fall einer zweiten Corona-Welle werde die Regierung so "lokal und zielgerichtet wie möglich" reagieren, um eine weitere Ausgangssperre zu verhindern. Ein Konjunkturprogramm im Umfang von "mindestens 100 Milliarden Euro" soll nach seinen Worten die Wirtschaft wieder auf die Beine bringen, die zwischen März und Mai weitgehend zum Erliegen gekommen war. Frankreich ist mit mehr als 30.000 Todesfällen eines der am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder in Europa.
Für die verbleibenden 600 Tage seiner ersten Amtszeit kündigte Macron einen "neuen Weg" an. So will er seine umstrittene Rentenreform nach Streiks und Massenprotesten zu Jahresbeginn überarbeiten. Zudem will der Präsident den Kampf gegen den Klimawandel in der Verfassung verankern, den Schienenverkehr ausbauen und Schulen und Altenheime modernisieren. In jüngsten Umfragen hatten sich weniger als 40 Prozent der Franzosen mit Macrons Kurs zufrieden gezeigt.
(A. Madsen--BTZ)