Johnson wegen Covid-19-Erkrankung auf Intensivstation verlegt
Der britische Regierungschef Boris Johnson ist wegen seiner Covid-19-Erkrankung auf die Intensivstation verlegt worden. Der Gesundheitszustand des 55-Jährigen habe sich im Verlauf des Nachmittags verschlechtert, teilte das Büro des Premierministers am Montagabend mit. Der Regierungschef habe Außenminister Dominic Raab gebeten, "ihn zu vertreten, wo es nötig ist".
Johnson sei bei Bewusstsein, hieß es aus Regierungskreisen. Er sei "vorsichtshalber" auf die Intensivstation verlegt worden - für den Fall, dass er ein Beatmungsgerät benötigen sollte.
Johnson hatte seine Coronavirus-Infektion Ende März öffentlich gemacht. Nach gut einer Woche in Quarantäne mit Fieber wurde der Premierminister am Sonntagabend in ein Krankenhaus eingeliefert, da er weiterhin Covid-19-Symptome zeigte.
Johnson ist weltweit der ranghöchste Politiker, bei dem eine Coronavirus-Infektion nachgewiesen wurde. Auch der britische Gesundheitsminister Matt Hancock und der Thronfolger Prinz Charles hatten sich mit dem Erreger Sars-Cov-2 infiziert. Beide sind aber inzwischen wieder genesen.
Am Montagnachmittag hatte sich Johnson über den Kurzbotschaftendienst Twitter aus dem Krankenhaus gemeldet. Er sei "guter Stimmung" und stehe weiterhin in Kontakt mit seinem Team, mit dem er an einer Eindämmung der Pandemie arbeite. Der Premier dankte zudem den "brillanten Mitarbeitern" des britischen Gesundheitssystems, "die sich in dieser schwierigen Zeit um mich und andere kümmern".
Aus Johnsons Umfeld waren Sorgen zu hören, wonach die Erkrankung des Premiers sich unter seiner hohen Arbeitsbelastung verschlimmert haben könnte. Viele der an der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 leidenden Patienten zeigten Fieber- und Erschöpfungssymptome und nutzten die "Isolation, um zu schlafen und sich zu erholen", erklärte die Gesundheitsstaatssekretärin Nadine Dorries, die selbst eine Corona-Infektion überwunden hat.
Johnson habe seine "Gesundheit riskiert und unseretwegen jeden Tag gearbeitet, um den Kampf gegen dieses abscheuliche Virus anzuführen", erklärte Dorries weiter.
Auch Wohnungsbauminister Robert Jenrick hob hervor, dass Johnson seit Beginn der Corona-Krise "unglaublich hart" gearbeitet habe. "Ich bin sicher, dass dies sehr frustrierend für ihn ist", fügte er mit Blick auf die andauernde Krankheit hinzu. Johnson sei jemand, der "zupacke" und die Regierung "an vorderster Front" anführen wolle.
Der britische Regierungschef war zu Beginn der Corona-Krise in die Kritik geraten, weil er restriktive Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie abgelehnt hatte. Inzwischen gilt im ganzen Königreich eine Ausgangssperre. Bis Montag wurden in Großbritannien mehr 50.000 Corona-Infektionen nachgewiesen, mehr als 5000 Menschen starben.
(A. Bogdanow--BTZ)