
Memorial-Leiter in Tschetschenien soll unter Auflagen freikommen

Der Leiter der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial in Tschetschenien, Ojub Titijew, soll unter Auflagen freikommen. Wie der Memorial-Vertreter Oleg Orlow der Nachrichtenagentur AFP sagte, ordnete ein Gericht dies am Montag an. Der 61-jährige Titijew werde "innerhalb von zehn Tagen" entlassen, fügte Orlow hinzu. Titijew war im März unter dem Vorwurf des Drogenbesitzes zu vier Jahren Lagerhaft verurteilt worden.
Memorial und mehrere Menschenrechtsorganisationen hatten den Vorwurf des Drogenbesitzes zurückgewiesen und die Verurteilung Titijews als "Ungerechtigkeit" verurteilt. Laut Memorial geriet Titijew ins Visier der Behörden, weil er Hinweisen auf tschetschenische Geheimgefängnisse nachging.
Memorial ist die wichtigste russische Menschenrechtsorganisation. Titijew ist der Nachfolger der 2009 in Grosny ermordeten Leiterin von Memorial in der russischen Nordkaukasusrepublik, Natalia Estemirowa. Im Januar 2018 wurde er festgenommen, nachdem Polizisten bei einer Kontrolle in seinem Auto Marihuana gefunden hatten. Titijew warf der Polizei vor, ihm eine Falle gestellt und die Drogen selbst in sein Auto gelegt zu haben.
Beobachtern zufolge setzen russische Behörden Drogen-Vorwürfe gegen Menschenrechtsvertreter und kritische Journalisten ein, um diese mundtot zu machen. Am Pfingstwochenende war der russische Investigativ-Journalist Iwan Golunow wegen angeblichen Drogenhandels für zwei Monate unter Hausarrest gestellt worden. Golunow bestreitet die Anschuldigungen und gibt an, in Gewahrsam gefoltert worden zu sein.
(O. Joergensen--BTZ)