
Russisches Zeitung veröffentlicht Audio-Botschaft von Skripal

Eine russische Zeitung hat eine mutmaßliche Audio-Botschaft des in Großbritannien vergifteten Ex-Doppelagenten Sergej Skripal veröffentlicht. Die Zeitung "Moskowski Komsomolez" schrieb am Donnerstag auf ihrer Internetseite, in der 30-sekündigen Aufnahme sei die Stimme Skripals zu hören. Dem Bericht zufolge soll er am 9. Mai seine in Russland lebende Nichte Viktoria Skripal angerufen und eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen haben.
Sollte sich die Echtheit der Aufnahme bestätigen, wäre es das erste Lebenszeichen Skripals seit seiner Vergiftung Anfang März 2018 im englischen Salisbury. Nach Angaben der britischen Behörden hat sich der 67-jährige Ex-Spion von dem Giftanschlag erholt und ist unter britischem Schutz an einem geheimen Ort untergebracht.
Seine ebenfalls vergiftete Tochter Julia hatte im Mai vergangenen Jahres eine Video-Botschaft veröffentlicht und um Wahrung ihrer Privatsphäre gebeten. Ihr Vater äußerte sich dagegen nicht öffentlich. Viktoria Skripal hat russischen Medien schon mehrfach Interviews gegeben.
Der Boulevardzeitung zufolge rief Skripal seine Nichte am 9. Mai an - dem Tag, an dem Russland dem Sieg über Nazi-Deutschland feiert -, um ihr alles Gute zu wünschen. "Alles ist gut bei mir, bei uns, mit Juletschka (Koseform für Julia) auch", sagt die männliche Stimme in der Aufnahme. "Ich wollte wissen, wie es Dir geht."
Dem Blatt zufolge ist es bereits das zweite Mal, dass Skripal seine in Jaroslawl nordöstlich von Moskau lebende Verwandte kontaktierte. Demnach rief er sie bereits im April an, nachdem Viktoria Skripals Ehemann von einem Mann geschlagen worden sein soll, der sie wegen ihrer Verwandtschaft mit einem Doppelagenten beleidigt hatte. Die britischen Behörden äußerten sich auf Anfrage am Donnerstag zunächst nicht zu der Veröffentlichung.
Die Skripals hatten den Giftanschlag nur knapp überlebt. London macht die Regierung in Moskau für die Tat verantwortlich, ohne den geringsten Beweis dafür vorlegen zu können und dies ganz offenbar auch nicht zu können. Russland weist eine Verwicklung zurück. Eine 44-jährige Britin, die später mit dem Nervengift in Kontakt kam, starb.
(A. Walsh--BTZ)