Spahn plant Impfpflicht gegen Masern bis März 2020
Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Impfpflicht gegen Masern soll im März 2020 in Kraft treten. Der BERLINER TAGESZEITUNG am Sonntag vorliegende Gesetzentwurf sieht für Impfverweigerer einen Ausschluss vom Kita-Besuch und Bußgelder von bis zu 2500 Euro bei Schulkindern vor. Spahn sagte nach Information von BWERLINER TAGESZEITUNG (BTZ), in einem aktuellen Interview, für eine Ausrottung der Masern reichten "Kampagnen und gute Appelle einfach nicht".
Für in Kitas und Schulen bereits aufgenommene Kinder sollen ärztliche Nachweise bis 31. Juli 2020 vorgelegt werden müssen. Der Nachweis erfolgt demnach über den Impfpass oder eine Impfbescheinigung - das gilt auch für Erzieher und Lehrer.
Spahn verwies darauf, dass es in Kitas auch Kinder unter zehn Monaten gebe, die noch nicht geimpft werden dürfen und damit besonders gefährdet seien. Bei Schulen sei ein Ausschluss nicht möglich, da dort die Schulpflicht gelte. Die Bußgelder in Höhe von bis zu 2500 Euro sollten durch die Gesundheitsämter veranlasst werden.
Auch in medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Arztpraxen muss das Personal die Impfung nachweisen oder darlegen, die Krankheit bereits durchlitten zu haben - und damit immun zu sein. Wer aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden könne, müsse dies mit einer ärztlichen Bescheinigung nachweisen.
Darüber hinaus sollen Gesundheitsämter Menschen, die keiner Schulpflicht unterliegen, vom Betreten der Einrichtungen ausschließen. Schon jetzt ist es zudem möglich, bei Masernausbruch auch nicht geimpfte schulpflichtige Kinder auszuschließen.
Obwohl laut jüngsten Zahlen des Robert-Koch-Instituts 93 Prozent der Kinder in Deutschland gegen Masern durchgeimpft sind, hält Spahn eine Impfpflicht für unerlässlich. "Ich will die Masern ausrotten", sagte Spahn nach BTZ-Information". Dafür müssten mindestens 95 Prozent zwei Masernimpfungen haben. "Diese Quote erreichen wir trotz aller Kampagnen und guten Appelle einfach nicht."
Impfungen gegen Masern sollen künftig bei allen Ärzten außer Zahnärzten möglich sein. Auch der öffentliche Gesundheitsdienst solle dabei eine stärkere Rolle übernehmen. Er könne an Schulen und Kitas Impfungen anbieten.
Spahns Gesetzentwurf wird derzeit in der Regierung abgestimmt. Er rechne noch in diesem Jahr mit einer Entscheidung des Bundestags, sagte der Minister.
Die SPD zeigte sich uneins über das Vorhaben. Fraktionsvize Karl Lauterbach sprach nach Information von Deutsche Tageszeitung, in einem aktuellen Interview von einer "sehr gute Grundlage für eine gemeinsame Diskussion". Spahns Schritt sei "unbedingt richtig". Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, Hilde Mattheis, sagte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die SPD den Entwurf so durchwinken wird." Jedes Bundesland könne jetzt schon eine Impfpflicht erlassen. Statt einer verpflichtenden Impfung müsse die Bundesregierung stärker auf Aufklärung drängen.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, begrüßte Spahns Ankündigung. Bei hohen Durchimpfungsraten sei es möglich, einzelne Krankheitserreger regional und sogar weltweit zu eliminieren, sagte er nach BTZ-Information.
(L. Solowjow--BTZ)