
Türkei informiert Deutschland zu Saudi-Regime Mord an Khashoggi

Im Fall des ermordeten saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi haben sich die Geheimdienste Deutschlands und der Türkei ausgetauscht. "Ich kann Ihnen sagen, dass es da einen nachrichtendienstlichen Austausch gegeben hat", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian widersprach indes den Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, dass Ankara auch seinem Land Tonaufnahmen zu dem Fall zur Verfügung gestellt habe.
Erdogan hatte am Wochenende erstmals die Existenz von Tonaufnahmen zur Ermordung Khashoggis bestätigt. Sein Land habe diese Aufnahmen Deutschland, den USA, Frankreich, Saudi-Arabien und Großbritannien zur Verfügung gestellt, sagte Erdogan in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. "Sie haben die Gespräche gehört, die hier stattfanden. Sie wissen Bescheid."
Seibert wollte keine Details zu dem nachrichtendienstlichen Austausch nennen. "Wie bei allen Fragen der operativen Tätigkeit der Nachrichtendienste geben wir dazu in der Öffentlichkeit keine Auskunft", sagte er. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau bestätigte, dass die Geheimdienste seines Landes "umfassend" über die Kenntnisse der Türkei informiert worden seien. Sie hätten die fragliche Tonaufnahme abgehört.
Hingegen sagte der französische Außenminister im Interview mit dem Fernsehsender France 2, er habe "keine Kenntnis" von einem Informationsaustausch mit der Türkei. Auf die Frage, ob der türkische Präsident womöglich gelogen habe, sagte Le Drian, Erdogan spiele "in dieser Angelegenheit ein besonderes politisches Spiel".
Diese Äußerung wies der türkische Präsidentensprecher Fahrettin Altun als "inakzeptabel" zurück. Seinen Angaben zufolge hörte ein französischer Geheimdienstvertreter am 24. Oktober eine Tonaufnahme zum Tode Khashoggis ab. Wenn es ein Kommunikationsproblem zwischen den verschiedenen Institutionen innerhalb der französischen Regierung gebe, sei es "Aufgabe der französischen Behörden, das zu regeln, nicht der Türkei", sagte Altun.
Khashoggi war am 2. Oktober ins saudiarabische Konsulat in Istanbul gegangen und nie wieder herausgekommen. Unter internationalem Druck und nach wochenlangen Dementis gab Saudi-Arabien schließlich zu, dass der 59-jährige Journalist und Kritiker Riads im Konsulat getötet wurde. Das Land weist aber weiterhin Vorwürfe zurück, dass die Tat von der saudiarabischen Führung um Kronprinz Mohammed bin Salman angeordnet worden sei.
Türkische Medien und Regierungsvertreter hatten bereits früh über Tonaufnahmen berichtet, auf denen Khashoggis Ermordung dokumentiert sein soll. Nach Angaben der Istanbuler Staatsanwaltschaft wurde der Journalist kurz nach Betreten des Konsulats erwürgt; seine Leiche sei dann zerstückelt und beseitigt worden.
(H. Müller--BTZ)