Jemens Regierungstruppen rücken in der Hafenstadt Hodeida vor
Jemenitische Regierungstruppen sind bei ihrer von Saudi-Arabien unterstützten Offensive zur Einnahme der Hafenstadt Hodeida weiter vorgerückt. Am Sonntag lieferten sie sich heftige Straßenkämpfe mit den Huthi-Rebellen in einem Wohnviertel im Osten der strategisch wichtigen Stadt. Ein Armeevertreter sagte, es gehe darum, die Straßen von Rebellenkämpfern zu "säubern".
Die regierungstreuen Soldaten drangen am Morgen in das Viertel ein und kämpften in der Nähe des Tourismuskomplexes Al Waha (Oase) gegen die Rebellen. Eine Anwohnerin berichtete, drei Menschen des Viertels seien durch Granatensplitter verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden. Sie fügte hinzu: "Wir sind wirklich müde. Für uns gibt es keinerlei Sicherheit. Wir haben kein Geld. Diesmal kann keiner weg."
Die Angreifer stießen auf heftigen Widerstand. Die Rebellen hatten laut Berichten von Anwohnern Scharfschützen auf Dächern postiert. Außerdem schossen sie aus Panzern.
Unterdessen gab es bei den Huthi-Kämpfern einen Überläufer. Ihr "Informationsminister" Abdel Salam Dschaber begab sich nach Saudi-Arabien und tauchte dort am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Riad auf. Dort sagte er, dass die Rebellen "am Ende" seien. Die Militärallianz aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten forderte er auf, den Jemen von den Huthi-Kämpfern zu befreien. Diese kontrollieren weiterhin die Hauptstadt Sanaa und weite Teile im Westen und Norden des Landes.
Am Donnerstag waren die von Kampfflugzeugen und Apache-Hubschraubern der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz unterstützten Einheiten erstmals ins Stadtgebiet von Hodeida vorgedrungen. Am Freitagabend nahmen sie das größte Krankenhaus der Stadt ein, das sich im Osten der am Roten Meer gelegenen Stadt befindet.
Danach bewegten sich die regierungstreuen Truppen weiter in Richtung des Hafens vor. Dort werden die meisten Importe und internationalen Hilfslieferungen für den Jemen umgeschlagen. Scharfschützen der Rebellen und von ihnen gelegte Minen sowie ausgehobene Gräben hielten den Vorstoß immer wieder auf. Einer der Militärvertreter sagte, die Rebellen ließen "Granaten regnen".
Saudi-Arabien kündigte am Samstag an, es sei nicht länger auf die Betankung seiner Kampfflugzeuge durch die USA angewiesen. Die Koalition habe zuletzt ihre Fähigkeiten in diesem Bereich erweitert. Die US-Regierung bestätigte die Angaben. Verteidigungsminister Jim Mattis erklärte, die USA unterstützten Riads Entscheidung, die Zusammenarbeit bei der Luftbetankung zu beenden. Die Koalition habe entschieden, "ihre eigenen militärischen Kapazitäten zu nutzen". Die USA waren bislang für die Betankung von rund einem Fünftel der im Jemen eingesetzten Koalitionsflugzeuge zuständig.
Im Jemen herrscht seit 2014 ein Krieg zwischen den vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen und den vom sunnitischen Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Nach UN-Angaben wurden bereits rund 10.000 Menschen getötet, unter ihnen tausende Zivilisten. Die Zahl der Verletzten gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit mehr als 56.000 an.
Angesichts zahlreicher ziviler Opfer bei Luftangriffen im Jemen war die internationale Kritik an dem von Saudi-Arabien geführten Militäreinsatz zuletzt stärker geworden. Die Vereinten Nationen hatten im Oktober gewarnt, dass im Jemen 14 Millionen Menschen vom Hunger bedroht seien, fast die Hälfte der Bevölkerung. Die UNO spricht von der schwersten humanitären Krise weltweit. Am Freitag kündigte das Welternährungsprogramm an, seine Lebensmittelhilfen verdoppeln zu wollen.
(L. Brown--BTZ)