
Paris: #MeToo-Aktivistin wegen möglicher "Lüge" vor Gericht

Gut anderthalb Jahre nach Beginn der #MeToo-Debatte steht eine führende Aktivistin in Frankreich wegen des Vorwurfs der üblen Nachrede vor Gericht. Ein Kollege wirft der Journalistin Sandra Muller vor, sie auf Twitter der sexuellen Belästigung bezichtigt zu haben. Beide sollten am Mittwochnachmittag vor einem Pariser Gericht erscheinen. Der frühere Chef eines französischen Privatsenders, Eric Brion, fordert insgesamt 65.000 Euro Schadenersatz und Gerichtskosten von Muller sowie die Löschung ihres Tweets.
Unter dem Schlagwort #balancetonporc (Verpfeif das Schwein) hatte Muller andere Frauen im Oktober 2017 dazu aufgerufen, sexuelle Übergriffe in dem Onlinedienst Twitter öffentlich zu machen. In einem zweiten Tweet warf sie Brion vor, sie mit den Worten belästigt zu haben "Du hast große Brüste. Du bist mein Typ Frau. Ich werde Dich die ganze Nacht zum Orgasmus bringen."
Der Kläger hat eingeräumt, dies angetrunken bei einer Party zu Muller gesagt zu haben. Allerdings gibt er an, die Äußerungen seien "ironisch" gemeint gewesen, und dies gebe der Tweet nicht wieder. Stattdessen habe er massiv seinem Ansehen geschadet.
In Frankreich stießen Mullers Tweets auf große Resonanz, riefen allerdings auch viel Kritik hervor. Die Schauspielerin Catherine Deneuve und andere Frauen forderten, Männer nicht öffentlich an den Pranger zu stellen. Sie verteidigten in einem Aufruf die "Freiheit zu belästigen", was wiederum Empörung bei Frauenrechtlerinnen hervorrief.
(O. Larsen--BTZ)