Ölpreis gibt nach Trumps Tweet zu Saudi Arabien vorerst massiv nach
Die Aufforderung von US-Präsident Donald Trump an Saudi-Arabien, seine Ölförderung auszuweiten, hat die Ölpreise am Montag sinken lassen. Ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Mittag in London 78,56 Dollar und damit 67 Cent weniger als am Freitag. Im elektronischen Handel in New York gab der Preis für ein Barrel der US-Referenzsorte Light Sweet Crude um 36 Cent auf 72,10 Dollar nach.
Trump hatte am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter mitgeteilt, dass er König Salman von Saudi-Arabien gebeten habe, die Ölproduktion um bis zu zwei Millionen Barrel pro Tag zu erhöhen. Dadurch sollten Ausfälle infolge "der Turbulenzen und Störungen im Iran und Venezuela" ausgeglichen werden. Er fügte hinzu: "Preise zu hoch! Er hat zugestimmt!"
Die amtliche saudiarabische Nachrichtenagentur SPA bestätigte, dass König Salman mit Trump ein Telefonat über die Ölförderung geführt habe. Beide hätten die Notwendigkeit betont, "Anstrengungen zu unternehmen, um die Stabilität des Ölmarktes und des globalen Wirtschaftswachstums zu erhalten".
Erst vor rund einer Woche hatte sich die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Opec) auf eine Erhöhung der Ölproduktion ab Juli um rund eine Million Barrel pro Tag verständigt und damit einen Kompromiss zwischen den beiden Rivalen Saudi-Arabien und Iran erreicht. Die Opec hatte im November 2016 zusammen mit ihren Partnerländern eine Drosselung der Produktion beschlossen, um den damaligen Verfall der Rohölpreise zu stoppen. Zuletzt waren die Ölpreise aber wieder deutlich gestiegen.
Trump will mit fallenden Ölpreisen und damit billigerem Benzin bei den Kongresswahlen im November punkten. Auch Saudi-Arabien hatte zuletzt darauf gedrungen, wegen der erhöhten Nachfrage die Ölproduktion wieder auszuweiten. Der Iran hatte sich hingegen gegen eine Erhöhung der Ölproduktion ausgesprochen und erklärt, Trump sei mit seinen Sanktionen gegen den Iran und Venezuela für den hohen Ölpreis verantwortlich.
Das Opec-Mitglied Libyen setzte am Montag unterdessen alle Ölexporte im Osten des Landes aus. Die libysche Ölgesellschaft NOC gab "höhere Gewalt" als Grund für den Stopp von Ölverschiffungen an den Terminals Al-Hariga und Sweitina an. Die beiden Umschlagplätze gehören zu insgesamt vier Terminals in der Region um die Küstenorte Ras Lanuf und al-Sidra, die Truppen des abtrünnigen libyschen Generals Chalifa Haftar im Juni von feindlichen Milizen zurückerobert hatten.
Nach Angaben der NOC beläuft sich der Produktionsverlust auf rund 850.000 Barrel pro Tag. In Libyen herrscht seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 Chaos.
(B. Semjonow--BTZ)