Frankreich: Bürgerinitiative organisiert Linken-Online-Vorwahl
Eine Bürgerinitiative will die zersplitterte Linke in Frankreich zur Einigung auf einen gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten bewegen. Knapp 470.000 linke Wähler wollten sich an der Online-Vorwahl beteiligen, teilte die Organisation am Sonntagabend mit. "Es ist das erste Mal, dass eine Bürgerbewegung ein solches Gewicht im Wahlkampf bekommt", sagte Samuel Grzybowski, einer der Organisatoren.
Die Teilnehmerzahl ist größer als alle Teilnehmer der internen Vorwahlen der linken Parteien zusammengerechnet. Allerdings lehnen vier der fünf aussichtsreichsten linken Präsidentschaftskandidaten diese Initiative ab.
Einzig die ehemalige Justizministerin Christiane Taubira, die sich 2013 für die Homosexuellen-Ehe engagiert hatte, befürwortet die Online-Vorwahl und hat daher auch gute Chancen, sie zu gewinnen. Ob sich die übrigen Kandidaten der Linken davon beeindrucken lassen, ist jedoch nicht absehbar.
Nach den bisherigen Umfragen hat keiner der linken Kandidaten eine Chance, in die Stichwahl bei der Präsidentschaftswahl im April gegen Amtsinhaber Emmanuel Macron zu kommen. Macron hat seine Kandidatur noch immer nicht offiziell erklärt, lässt aber keinen Zweifel daran, dass er antreten will. Hinter ihm liegen in den Umfragen derzeit drei rechte Kandidaten: die konservative Valérie Pécresse, die mit der Rechtspopulistin Marine Le Pen gleichauf bei 16 Prozent liegt, und dahinter der rechtsextreme Eric Zemmour mit 13 Prozent.
Bei den Linken steht derzeit Jean-Luc Mélenchon mit acht Prozent am besten da, gefolgt von dem Grünen Yannick Jadot mit sieben Prozent. Taubira liegt mit fünf Prozent noch vor der sozialistischen Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, der knapp vier Prozent zugemessen werden.
Rein rechnerisch könnte ein gemeinsamer linker Kandidat also Erfolg haben, aber tatsächlich sind die Positionen der einzelnen Kandidaten dafür wohl zu weit voneinander entfernt.
Die Online-Vorwahl findet von Donnerstag bis Sonntag statt. Die Wähler müssen sich nicht für einen Kandidaten oder eine Kandidatin entscheiden, sondern sie einzeln bewerten. "Angesichts der hohen Zahl der Teilnehmer können die anderen Kandidaten das Ergebnis nicht einfach ignorieren", mahnte der Meinungsforscher Mathieu Gallard.
(D. Wassiljew--BTZ)