Ex-Präsidentschaftsbewerber in Südkorea gibt wegen Missbrauchsvorwürfen Amt auf
Der ehemalige südkoreanische Präsidentschaftsbewerber Ahn Hee Jung ist wegen Vergewaltigungsvorwürfen zurückgetreten. Ahn erklärte am Dienstag seinen Rücktritt als Gouverneur der Provinz Süd-Chungcheong und kündigte an, sich aus der Politik zurückzuziehen. Eine seiner Sekretärinnen hatte am Montag in einem Fernsehinterview gesagt, der 52-Jährige habe sie vier Mal vergewaltigt.
Ahn war im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei seinem Parteikollegen Moon Jae In unterlegen, der die Wahl im Mai vergangenen Jahres gewann. Ahn war vor allem bei jungen, liberalen Südkoreanern beliebt.
Die Ex-Mitarbeiterin Kim Ji Eun machte ihre Vorwürfe am Montag im Sender JTBC öffentlich. Sie sprach von vier Vergewaltigungen, seit Ahn sie im Juni eingestellt hatte. Zuletzt habe der Politiker sie am 25. Februar in sein Büro gebeten, um sich dafür zu entschuldigen, ihr wehgetan zu haben. Er habe über die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung gesprochen. "Und dann hat er mich erneut vergewaltigt", sagte Kim unter Tränen. Nach ihren Angaben griff Ahn auch andere Frauen sexuell an.
Nach dem TV-Interview kam die Demokratische Partei zu einer Krisensitzung zusammen und schloss Ahn mit sofortiger Wirkung aus. Auf Facebook zeigte sich Ahn reumütig: "Ich entschuldige mich bei allen, vor allem bei Fräulein Kim Ji Eun", schrieb er. "Ich bitte um Vergebung für mein dummes Verhalten. Es war alles mein Fehler." Noch Stunden vor dem Fernsehinterview hatte Ahn in einer Rede die #MeToo-Kampagne gewürdigt.
Im Zuge der Debatte um sexuelle Belästigung hatten sich in den vergangenen Monaten auch in Südkorea immer mehr Frauen als Opfer prominenter Männer zu erkennen gegeben. In der stark männerdominierten südkoreanische Gesellschaft trauen sich aber weiterhin viele Frauen nicht, offen über derartige Erfahrungen zu sprechen.
Missbrauchsvorwürfe wurden unter anderem gegen den Regisseur Kim Ki Duk laut. Seine Einladung zur Berlinale im Februar hatte in Südkorea Empörung ausgelöst.
(O. Petrow--BTZ)