Spanische Uni soll hunderte Abschlüsse unrechtmäßig vergeben haben
Eine bereits wegen Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Hochschulabschlüssen an hochrangige Politiker in der Kritik stehende spanische Privatuni soll hunderte Italiener im Eilverfahren mit Diplomen versorgt haben, obwohl diese in vielen Fällen kaum Spanisch sprachen. Es laufe ein Ermittlungsverfahren gegen die König Juan Carlos-Universität zur Vergabe von Hochschuldiplomen an rund 500 Italiener, erklärte ein Gerichtssprecher am Donnerstag in Madrid.
Laut einem Bericht der spanischen Online-Zeitung Eldiario.es konnten die italienischen Jurastudenten an der spanischen Uni ihren italienischen Bachelor-Abschluss in ein Hochschulexamen umwandeln und sich damit den teuren italienischen Master-Abschluss sparen. Anschließend konnten sie sich bei der Madrider Anwaltskammer registrieren und damit in jedem EU-Mitgliedstaat praktizieren - einschließlich Italiens, wo die Zahl der bei der Anwaltskammer registrierten Anwälte Beschränkungen unterliegt.
Dem Bericht zufolge vergab die spanische Privatuni die Abschlüsse im Schnellverfahren, die Italiener mussten nur für einen Kurztrip einfliegen und konnten mit dem Examen in der Tasche wieder heimkehren.
Dieselbe Universität steht bereits im Zentrum eines in Spanien als "Mastergate" bekannt gewordenen Skandals um die Vergabe von Hochschulabschlüssen unter dubiosen Umständen an Politiker. Mehrere Politiker sollen an der Uni Titel erworben haben, ohne überhaupt zu Vorlesungen erschienen zu sein.
Wegen der Vorwürfe mussten bereits die Regionalpräsidentin von Madrid sowie Anfang dieses Monats auch Gesundheitsministerin Carmen Montón zurücktreten. Auch der Chef der konservativen Oppositionspartei PP, Pablo Casado, steht wegen eines Titels an derselben Universität in der Kritik. Die juristische Fakultät der Universität wurde inzwischen geschlossen.
(M. Tschebyachkinchoy--BTZ)