Montgomery: Gesundheitswesen in Kampf gegen Klimaerwärmung einbinden
Angesichts der Gesundheitsgefahren durch den Klimawandel sollten sich nach Ansicht von Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery auch Ärzte für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen einsetzen. "Nicht nur sie, sondern alle am Gesundheitswesen Beteiligten sollten sich für mehr Klimaschutz stark machen", sagte Montgomery dem Umweltmagazin "movum" nach einer Vorabmeldung vom Freitag. Er verwies darauf, dass das Gesundheitssystem nicht auf die zunehmenden Gefahren durch Umweltbelastungen eingestellt sei.
Klimaschutz gehe alle an, sagte Montgomery. "Deshalb ist es wichtig, auch das Gesundheitswesen in den Kampf gegen die Klimaerwärmung einzubinden, von den Arztpraxen über die Krankenhäuser bis zu den Unternehmen im Gesundheitssektor." Es gehe hier um rund 230.000 Einrichtungen.
Angesichts steigender Umweltbelastungen müsse in Deutschland und Europa viel mehr getan werden, "um zum Beispiel die Gefahren durch Spuren von Medikamenten, Östrogenen oder Antibiotika im Leitungswasser zu reduzieren", sagte Montgomery weiter. In den Ballungsräumen sei die Feinstaubbelastung ein zusätzlicher Risikofaktor. Der Ärztepräsident verwies auf aktuelle Untersuchungen, die etwa erhöhte Risiken für Lungenkrebs bei Erwachsenen und Lungenentzündungen bei Kleinkindern belegten.
Die Feinstaubbelastung werde auch auf dem diesjährigen Deutschen Ärztetag eine Rolle spielen, sagte Montgomery. Er warnte davor, in Deutschland einen Weg wie in den USA einzuschlagen, "wo ein Donald Trump sich ungerührt über den Umwelt- und Klimaschutz hinwegsetzt". Insbesondere benachteiligte Menschen brauchten eine Lobby, betonte er.
Der Radiologe Montgomery ist seit 2011 Präsident der Bundesärztekammer. Kürzlich übernahm er die Schirmherrschaft für das Projekt "Klimaretter – Lebensretter" der Freiburger Stiftung Viamedica. Das Interview wurde in dem vom Deutschen Naturschutzring herausgegebenen Magazin "movum" sowie auf der Webseite klimaretter.info veröffentlicht.
(K. Petersen--BTZ)