Polizei in Seoul beantragt Haftbefehl gegen Frau von Korean-Air-Chef
Der südkoreanischen Unternehmerfamilie um Korean-Air-Chef Cho Yang Ho droht weiteres Ungemach: Die Polizei in Seoul teilte am Donnerstag mit, dass sie einen Haftbefehl gegen Chos Ehefrau Lee Myung Hee wegen Angriffen auf Angestellte beantragen wolle. Die 69-Jährige habe "ihren höheren Status missbraucht, um ohne Schuldgefühle sozial Benachteiligte gewohnheitsmäßig zu beschimpfen, zu beleidigen und zu verletzen", hieß es in der Erklärung.
Lee war diese Woche zwei Mal von der Polizei befragt worden. Ihr wird vorgeworfen, Fahrer und Hausangestellte angegriffen zu haben sowie Bauarbeiter, die ihr Haus renovierten und ein zu Korean Air gehörendes Hotel bauten. Sie soll vor den Betroffenen geflucht und geschrien und sie geohrfeigt und getreten haben. Auch eine Schere soll Lee geworfen haben.
Bei der Befragung durch die Polizei zeigte sich Lee offenbar nicht sehr kooperativ. "Trotz der Schwere des Falls hat sie die Anschuldigungen dementiert mit der Begründung, dass sie keine Erinnerung daran habe", bemängelte die Polizei. Die Ermittler begründeten ihr Vorhaben, Lee zu inhaftieren, mit der Gefahr, dass sie Beweise vernichten könnte. Ein Sprecher der Fluggesellschaft Korean Air, die von Lees Ehemann geführt wird, wollte sich unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht zu dem Fall äußern.
Vor Lee waren schon ihre Töchter durch Wutanfälle in die Schlagzeilen geraten. Cho Hyun Min soll Anfang dieses Jahres einem Geschäftspartner Saft ins Gesicht geschüttet haben.
Ihre ältere Schwester Cho Hyun Ah hatte im Dezember 2014 mit einem Wutausbruch über falsch servierte Macadamia-Nüsse an Bord eines Korean-Air-Flugs von New York nach Seoul von sich reden gemacht. Weil die Nüsse in der ersten Klasse in der Tüte statt wie vorgeschrieben in einer Schale serviert wurden, bedrohte und beschimpfte sie die Besatzung. Sie ließ die Maschine zum Terminal zurückfliegen, um den Chefsteward des Flugzeugs zu verweisen.
Vergangene Woche wurde Cho Hyun Ah von der Einwanderungsbehörde vorgeladen, weil sie zehn philippinische Hausmädchen illegal beschäftigt haben soll. Korean-Air-Chef Cho entschuldigte sich öffentlich für das "unreife" Verhalten seiner Töchter. Dies hinterließ bei den Mitarbeitern aber wenig Eindruck. Hunderte Angestellte von Korean Air gingen in Seoul immer wieder auf die Straße, um die Absetzung des Cho-Clans zu fordern.
Die Eskapaden der Familie schlagen in Südkorea hohe Wellen: Sie werden als Symbol für eine Generation verwöhnter und arroganter Nachkommen der superreichen Familienunternehmer gesehen, die Südkoreas Wirtschaft dominieren.
(F. Dumont--BTZ)