UNO und Äthiopien einig über Abkommen zur Evaluierung von Hilfsleistungen für Tigray
Die Vereinten Nationen und Äthiopien haben sich auf ein Abkommen zur Evaluierung von Hilfsleistungen für die Krisenregion Tigray geeinigt. Die Vereinbarung sehe gemeinsame Missionen vor, um die humanitären Bedürfnisse der Menschen im Norden des ostafrikanischen Landes beurteilen zu können, erklärte UNO-Generalsekretär António Guterres am Mittwoch. Am Sonntag waren in Tigray UN-Mitarbeiter von Regierungstruppen beschossen worden.
Die Vereinbarung werde sicherstellen, dass das gesamte Territorium zugänglich für Helfer sei. Zudem werde gemessen an den "tatsächlichen Bedürfnissen und ohne jegliche Diskriminierung" über Hilfsleistungen entschieden, erklärte Guterres.
Zuletzt war es zu Spannungen zwischen der UNO und der äthiopischen Regierung gekommen. Vergangene Woche teilte die Organisation mit, sie habe mit der Regierung eine Übereinkunft erzielt, die "bedingungslosen Zugang für humanitäre Hilfe" garantiere.
Vor wenigen Tagen wurde ein UN-Team jedoch Ziel eines Angriffs. "Einige der UN-Mitarbeiter wurden festgenommen und einige wurden beschossen", räumte der äthiopische Regierungssprecher Redwan Hussein auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Addis Abeba am Dienstag ein. Er gab an, die UN-Kräfte hätten am Sonntag nahe dem Ort Shire zwei Kontrollpunkte durchbrochen und seien in Gebiete gefahren, die sie nicht betreten durften.
Die Lage in der umkämpften Region Tigray ist dramatisch. Der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed hatte Anfang November Truppen in die abtrünnige Region entsandt. Ende November verkündete er die Einnahme der Regionalhauptstadt Mekele. Die bisher in Tigray regierenden Volksbefreiungsfront TPLF kündigte jedoch an, sie werde den Kampf fortsetzen.
Die TPLF dominierte drei Jahrzehnte lang die Politik des ostafrikanischen Landes, bevor Abiy 2018 an die Macht kam. Sie erkennt Abiy, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, nicht an.
Mehrere tausend Menschen sind nach Schätzungen der auf Konflikte spezialisierten International Crisis Group (ICG) bei den Kämpfen in Äthiopien bisher getötet worden. Fast 50.000 flüchteten demnach in den Sudan. Hunderttausende Menschen in Tigray sind auf Lebensmittelhilfen angewiesen.
(O. Larsen--BTZ)