Pompeo verurteilt außenpolitisches Vorgehen Ankaras als "sehr aggressiv"
Bei seinem Besuch in Paris hat US-Außenminister Mike Pompeo nach eigenen Angaben mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron über das "sehr aggressive" außenpolitische Verhalten der Türkei beraten. In einem Interview mit der französischen Tageszeitung "Le Figaro" am Montag sagte Pompeo, Macron und er hätten "viel Zeit" damit verbracht, über das Thema zu sprechen.
Europa und die USA müssten zusammenarbeiten, um den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan davon zu überzeugen, dass ein "solches Vorgehen nicht im Interesse seines Volkes ist", sagte Pompeo der Zeitung. Als Beispiel nannte der Außenminister die türkische Unterstützung für Aserbaidschan im Berg-Karabach-Konflikt. Es sei eine "Tatsache, dass die Türkei syrische Kämpfer in die Region eingeschleust" habe.
Mit Macron habe er auch über Erdogans Vorgehen in Libyen gesprochen, "wo die Türkei ebenfalls Kämpfer aus Drittländern eingeschleust hat, sowie das Vorgehen im östlichen Mittelmeer - und ich könnte diese Liste fortsetzen", fuhr Mike Pompeo fort. Die Position der USA sei, "dass die Internationalisierung dieser Konflikte schädlich ist und allen beteiligten Ländern schadet".
Der Elysée-Palast hatte das diplomatisch heikle Treffen zwischen Pompeo und Macron als "Höflichkeitsbesuch" charakterisiert. Macron hatte dem Demokraten Joe Biden nach seinem Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl bereits gratuliert und mit ihm telefoniert - Pompeo weigerte sich dagegen bisher, die Niederlage von Amtsinhaber Donald Trump anzuerkennen.
Nach seinem Paris-Besuch reiste Pompeo weiter nach Istanbul, wo er am Dienstag Patriarch Bartholomäus I. trifft. Mit dem geistlichen Führer der griechisch-orthodoxen Minderheit in der Türkei will er nach Angaben seines Ministeriums über religiöse Fragen in der Türkei sprechen. Treffen mit politischen Vertretern sind während seines Besuchs in Istanbul nicht geplant.
(A. Madsen--BTZ)