Untersuchung gegen Kolumbiens Ex-Staatschef Uribe wegen Abhöraffäre eingeleitet
Kolumbiens Oberster Gerichtshof hat wegen der mutmaßlichen Bespitzelung von Journalisten und Politikern Vorermittlungen gegen den ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe einleitet. Uribe werde vorgeworfen, durch "illegale militärische Geheimdienstüberwachung im Jahr 2019" beschaffte Informationen erhalten zu haben, erklärte das Gericht am Dienstag im Onlinedienst Twitter. Das Magazin "Semana" hatte im Mai die Existenz eines militärischen Geheimdienst-Netzwerks enthüllt, das rund 130 Journalisten, Politiker, ehemalige Soldaten und Gewerkschafter ausspioniert haben soll.
Einer der in den Skandal verwickelten Soldaten sagte dem Magazin, er habe den Befehl erhalten, die über einen Richter gesammelten Informationen an "einen bekannten Politiker des Demokratischen Zentrums" weiterzugeben. Das Demokratische Zentrum ist die Partei von Uribe, der von 2002 bis 2010 Präsident des südamerikanischen Landes war und heute Senator ist.
Uribe beklagte sich auf Twitter über die Anschuldigung durch einen "anonymen Feigling, der sagt, dass ich der Nutznießer der Berichte bin". Sollte das Gericht Beweise für die Bespitzelung und die die Verwicklung Uribes in den Skandal finden, kann ein Strafverfahren gegen das ehemalige Staatsoberhaupt eingeleitet werden.
(P. Rasmussen--BTZ)