Zehntausende demonstrieren in Houston gegen Polizeigewalt
Die Massenproteste in den USA gegen Rassismus und exzessive Polizeigewalt sind am Dienstag weiter gegangen. Zehntausende Menschen strömten in der texanischen Metropole Houston zusammen, um ihre Empörung über den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz zu bekunden. Mehrere Angehörige Floyds sowie der Bürgermeister von Houston nahmen an der friedlichen Kundgebung teil.
Die Demonstranten forderten die Bestrafung der an dem Einsatz gegen Floyd beteiligten Polizisten. Sie riefen den Slogan "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden". Bürgermeister Sylvester Turner schätzte die Zahl der Demonstrationsteilnehmer auf 60.000.
Der in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota zu Tode gekommene Floyd war in Houston aufgewachsen. In der texanischen Millionenstadt soll er auch am kommenden Dienstag beigesetzt werden.
Der 46-jährige Floyd war am Montag vergangener Woche gestorben, nachdem ihm ein weißer Polizist fast neun Minuten lang sein Knie in den Nacken gepresst hatte - obwohl Floyd wiederholt klagte, dass er keine Luft mehr bekomme.
Seit Floyds Tod gibt es in den USA landesweite Demonstrationen, die immer wieder von schweren Ausschreitungen mit Brandstiftungen und Plünderungen überschattet wurden. In dutzenden Städten wurden Ausgangssperren verhängt. Mehrere Bundesstaaten mobilisierten die Nationalgarde.
Der Polizist Derek Chauvin, der auf Floyds Nacken gekniet hatte, wurde in der vergangenen Woche festgenommen und formell des Totschlags beschuldigt. Drei andere an der Festnahme Floyds beteiligte Beamte wurden zwar wie Chauvin aus dem Polizeidienst entlassen, befinden sich aber auf freiem Fuß.
Präsident Donald Trump hatte am Montag mit dem Einsatz der Armee gegen Randalierer gedroht. Sollten Städte und Bundesstaaten nicht entschlossen genug gegen die Ausschreitungen vorgehen, werde er das Militär entsenden und "das Problem schnell für sie lösen", kündigte Trump in einer Rede an.
Mit seiner Drohung zog der US-Präsident viel Kritik auf sich, auch aus dem Ausland. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte dem "Spiegel" in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview: "Statt Öl ins Feuer zu gießen, müssen wir versöhnen." Mit Gewalt zu drohen, löse nur neue Gewalt aus: "Demokraten dürfen nie eskalieren - auch nicht durch Worte", mahnte Maas.
dja
(A. Bogdanow--BTZ)