Noam Chomsky sieht USA auf "chaotischem" Weg im Umgang mit der Pandemie
Der US-Gelehrte Noam Chomsky hat der Regierung seines Landes schwere Vorwürfe im Umgang mit der Corona-Pandemie gemacht. Die USA seien auf einem "chaotischen" Weg ohne bundesweiten Plan und ohne schlüssige Führung, kritisierte der 91-jährige linke Intellektuelle, der als Gründer der modernen Linguistik gilt, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Besonders scharfe Kritik übte Chomsky an US-Präsident Donald Trump.
Den Präsidenten bezeichnete Chomsky als "soziopathischen Größenwahnsinnigen", der nur an "seiner eigenen Macht und seinen eigenen Wahlchancen" interessiert sei, dem das Schicksal des Landes und der Welt aber egal sei. Trump selbst habe mit Blick auf die Pandemie gesagt, "dass das nicht seine Sache ist", dass die Regierung in Washington nichts tun könne. "Es gibt 90.000 Tote, und es werden noch viel mehr sein - es gibt keinen abgestimmten Plan", kritisierte Chomsky.
Die USA seien auf die Pandemie "einzigartig unvorbereitet" gewesen. Trump habe nach seinem Amtsantritt "die gesamte Pandemie-Präventionsmaschinerie" abgebaut, etwa durch Kürzungen bei der Gesundheitsbehörde CDC und die Streichung von Programmen zur Zusammenarbeit mit chinesischen Wissenschaftlern. Zudem gebe es kein universelles Gesundheitssystem. Die USA seien im "Würgegriff privater Kontrolle".
In Europa sei die Lage indes "in vielerlei Hinsicht schlimmer". Chomsky kritisierte dortige Sparprogramme, "schwere Angriffe auf die Demokratie, die Verlagerung von Entscheidungen nach Brüssel". Europa verfüge aber "immerhin über einen Rest sozialdemokratischer Struktur", wodurch es im Gegensatz zu den USA "etwas Unterstützung" gebe.
Viel schlimmer als die Pandemie sei indes der Klimawandel, von dem sich die Welt im Gegensatz zur Pandemie nicht erholen werde, sagte Chomsky.
Die USA sind weltweit am schwersten von Corona-Pandemie betroffen. Bislang wurden 1,64 Millionen Infektions- und mehr als 97.600 Todesfälle verzeichnet.
(O. Petrow--BTZ)