Ex-Armeechef Aschkenasi wird neuer Außenminister Israels
Vom Militärstrategen zum Top-Diplomaten: Der ehemalige israelische Generalstabschef Gabi Aschkenasi wird neuer Außenminister der Einheitsregierung Israels. Aschkenasi werde am Donnerstag vereidigt, erklärte seine Partei, die Liste Blau-Weiß von Ex-Armeechef Benny Gantz, am Mittwoch. "Im Vorfeld seiner Ernennung" habe der künftige Minister bereits Gespräche mit seinem US-Kollegen Mike Pompeo geführt, der am Mittwoch zu einem Besuch in Jerusalem eintraf.
Der in Israel sehr beliebte Aschkenasi war von 2007 bis 2011 Generalstabschef und wurde auf dem Posten von Benny Gantz abgelöst, dessen Wahlallianz er sich im Februar anschloss. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Aschkenasi studierte in Haifa Politik und Management an der Elite-Uni Harvard. Der 66-Jährige blickt auf eine lange Karriere in Uniform zurück: 1972 trat er in die israelische Armee ein und kämpfte ein Jahr später im Jom-Kippur-Krieg.
Aschkenasi war außerdem an der "Operation Entebbe" 1976 beteiligt, als deutsche Extremisten der Revolutionären Zellen gemeinsam mit der Volksfront zur Befreiung Palästinas eine Maschine der Air France auf dem Weg von Tel Aviv nach Paris entführten. Die Entführer zwangen das Flugzeug zur Landung auf dem Flughafen von Entebbe im ostafrikanischen Uganda.
Nach einem einwöchigen Nervenkrieg beendeten israelische Elitesoldaten schließlich die Geiselnahme, alle Luftpiraten wurden getötet. Aschkenasi nahm an einer Reihe von hochkarätigen und manchmal umstrittenen Einsätzen teil oder führte diese an. Unter seinem Oberbefehl führte Israels Militär 2008 den Gaza-Krieg.
Mit Pompeos Besuch stand für Aschkenasi die erste Aufgabe als oberster Diplomat seines Landes an: "Die beiden Männer erörterten verschiedene geostrategische Fragen, einschließlich der jüngsten regionalen Entwicklungen", sagte eine Sprecherin von Blau-Weiß. Aschkenasi und Pompeo hätten vereinbart, ihren Dialog "in Kürze" wieder aufzunehmen.
Pompeo war nach Israel gereist, um mit der neuen Regierung über die israelischen Annexionspläne für Teile des besetzten Westjordanlands zu sprechen. Wegen der Reise des Außenministers wurde die Vereidigung der neuen Einheitsregierung um einen Tag auf Donnerstag verschoben.
Mit der Vereidigung soll die längste politische Krise in der Geschichte des modernen Israel zu Ende gehen. Das Land hatte mehr als ein Jahr lang keine voll funktionsfähige Regierung. Drei Parlamentswahlen, die letzte am 2. März dieses Jahres, brachten weder für Ministerpräsident Benjamin Netanjahus rechtsgerichtete Likud-Partei noch für Gantz Liste Blau-Weiß eine klare Mehrheit.
Vor zwei Wochen einigten sich Netanjahu, der derzeit nur geschäftsführend im Amt ist, und Gantz dann auf eine Einheitsregierung. Zuerst wird Netanjahu der Regierung 18 Monate lang als Regierungschef vorstehen, dann soll er von Gantz auf dem Posten abgelöst werden. Auch Aschkenasi muss nach den Plänen der Regierung nach eineinhalb Jahren seinen Posten räumen.
(O. Larsen--BTZ)