Zwei Tote bei neuen Proteste in Chile
In Chile sind bei neuen gewaltsamen Proteste zwei Menschen getötet worden. Ein 22 Jahre alter Mann erlag am Donnerstag seinen Verletzungen, nachdem er von einem Bus angefahren worden war, wie die Polizei mitteilte. Der Mann hatte im Süden der Hauptstadt Santiago de Chile demonstriert, als er von dem Bus angefahren wurde, der kurz zuvor von vermummten Angreifern gestohlen worden war.
Bereits am Dienstag starb ein Fußballfan. Er war von einem Polizeibus angefahren worden, als Hooligans sich nach einem Spiel im Colo-Colo-Stadion im Süden der Hauptstadt Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften lieferten.
Seit dem Beginn der Krise Mitte Oktober haben sich chilenische Ultras den Protesten angeschlossen. In den Fußballstadien werden regelmäßig Lieder gegen die Regierung angestimmt. Am Mittwochabend setzten Fußballfans aus Protest gegen den Tod ihres Mitstreiters Barrikaden in der Nähe des Stadions in Brand.
Eine Metrostation, ein Geschäft und ein Polizeiwagen wurden bei den Zusammenstößen, die sich über mehrere Bezirke im Süden der Stadt erstreckten, in Brand gesetzt. Drei Supermärkte wurden geplündert, öffentliche Gebäude angezündet. In anderen Vierteln wurden zwei Polizeiwachen angegriffen. Zusammenstöße gab es auch in den Städten Valparaíso und Concepción.
Nach den wochenlangen Massenprotesten im vergangenen Jahr hatten die Unruhen zwischenzeitig nachgelassen. Eine Zeit lang gab es nur Freitagsdemonstrationen im Zentrum der Hauptstadt.
Die Massenproteste richteten sich zunächst gegen eine Erhöhung der Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr. Die Demonstranten kritisieren aber auch niedrige Löhne, hohe Kosten für Bildung und Gesundheit sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land.
Präsident Sebastián Piñera kündigte für den 26. April ein Verfassungsreferendum an. Die Forderung nach einer Änderung der Verfassung aus der Zeit des Diktators Augusto Pinochet (1973-90) gehörte zu den zentralen Anliegen der Demonstranten. Bei den Massenprotesten wurden rund 30 Menschen getötet und tausende verletzt.
(L. Brown--BTZ)