Mehr als 160 Verletzte bei Zusammenstößen in Beirut
Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Beirut sind am Samstag mehr als 160 Menschen verletzt worden. Nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes wurden 65 von ihnen in Krankenhäuser gebracht. Es handelte sich um einen der gewalttätigsten Nachmittage seit Beginn der Proteste vor drei Monaten. Die Auseinandersetzungen dauerten am frühen Abend weiter an.
Seit Mitte Oktober wird der Libanon von beispiellosen Protesten gegen Korruption und Misswirtschaft erschüttert. Die Wut der Bevölkerung hat in den vergangenen Wochen noch zugenommen, da sich ihre wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert und es mehr als zwei Monate nach dem Rücktritt von Ex-Ministerpräsident Rafik Hariri immer noch keine neue Regierung gibt.
Die Zusammenstöße begannen am Samstag vor einem der Haupteingänge des Parlaments, als Demonstranten Mitglieder der Bereitschaftspolizei attackierten, die sich hinter Absperrungen und Stacheldraht postiert hatten. Die Demonstranten, einige von ihnen vermummt, bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen, Blumentöpfen, Verkehrsschildern und Ästen. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Angreifer vor.
Unbekannte setzten unterdessen Zelte in Brand, die die Demonstranten seit Beginn der Proteste in der Nähe des Märtyrerplatzes im Zentrum von Beirut errichtet haben.
Unter dem Druck der Proteste war Ministerpräsident Hariri Ende Oktober zurückgetreten. Sein designierter Nachfolger Hassan Diab hat es bislang nicht geschafft, ein Kabinett zu bilden. Die Regierungsbildung im Libanon dauert wegen des komplexen politischen Systems in der Regel Monate.
(F. Burkhard--BTZ)